Mehr Transparenz, mehr Umwelt- und Ressourcenschutz, mehr Tierwohl, weniger Bürokratie, Senkung der Stückkosten und Attraktivitätssteigerung des Arbeitsplatzes in der Landwirtschaft. Ausgewählte Beispiele geben einen Eindruck. 

I. Einsatz von Melkrobotern

In der Milchviehhaltung kommen Sensoren zum Einsatz, die das Wohlbefinden der Tiere überwachen (z.B. über die Messung der Wiederkauaktivität bei Rindern), die eine präzise, leistungs- und bedarfsorientierte Fütterung steuern (z.B. durch den Einsatz von Transpondern und/oder Futterrobotern) und komplette Prozesse automatisieren (z.B. Melkroboter). Melkroboter in der Milchviehhaltung gewinnen stark an Bedeutung. Zwei von drei neuen Melkanlagen in der Landwirtschaft sind heute Melkroboter, trotz vergleichsweise hoher Investitionskosten.

Sensorik und Robotik wirken zusammen

Bei einem Melkroboter, auch Automatisches Melksystem AMS genannt, wird das Melkgeschirr ohne jegliche manuelle Hilfe mit Erkennungssystemen auf Basis von Ultraschall, Laser und optischen Sensoren an das Euter der Kuh angesetzt. Hauptvorteile von Automatischen Melksystemen gegenüber konventioneller Melktechnik sind die große zeitliche Flexibilität und verbesserter Komfort für Mensch und Tier, bessere Kontrolle der Tiergesundheit sowie ein optimaler Herdenüberblick. Die Daten stehen den Landwirten „in Echtzeit“ zur Verfügung. Im Kuhstall 4.0 werden etwa umfangreiche Daten zu Gewicht, Melkzeiten, und Milchmenge, Milchfluss, Melkdauer, elektrische Leitfähigkeit, Blut, Milchfarbe, Zellzahl, Fettgehalt, Eiweißgehalt, Harnstoffgehalt und Progesterongehalt der Tiere erfasst. Aus der Milch lassen sich über die Inhaltsstoffe, die Zellzahlen, aber auch neuere Parameter wie Ketonkörper Informationen zur Gesundheit des Einzeltieres und zu Risikofaktoren für die Herde ableiten. So kann der Landwirt mit einem Blick sogar auf seiner Handy-App in Echtzeit erkennen, ob mit seinen Tieren alles in Ordnung ist. Krankheiten werden schneller erkannt und dadurch rascher behandelt. Behandlungen sind somit können effektiver und werden tierindividuell durchgeführt werden. Die eingesetzte Menge an Tierarzneimittel lässt sich dadurch reduzieren und damit die Gesundheits- sowie Umweltrisiken ihres Einsatzes.

Monitoring und Datenauswertung

(Quelle: Bitkom Research)
((Quelle: Bitkom Research))

Durch viele Sensoren kann der Landwirt Abweichungen in Gesundheitszustand, Leistung, Verhalten oder Stallklima mit hoher Genauigkeit erkennen. Das Gewicht oder die Körperkondition kann tagesaktuell erfasst werden. Die neueste Pedometergeneration ermöglicht das Erfassen von Aktivitäts-, Lauf-, Liege- und Fressverhalten von Rindern in hoher zeitlicher Auflösung.

(Quelle: KTBL)

Daraus lassen sich konkrete Handlungsempfehlungen, zum Beispiel für das Fruchtbarkeitsmanagement oder auch Klauenbehandlungen, ableiten. Systeme der Tierortung ermöglichen Rückschlüsse auf das Verhalten, aber auch auf Einschränkungen durch Haltungsumwelt oder seitens der Arbeitsorganisation.

Quelle: KTBL
(Quelle: KTBL)

II: Einsatz von Drohnen- und Satellitentechnik in der Feldwirtschaft

(Quelle: produkt+markt)

Fast jeder zehnte Landwirt (9 Prozent) setzt in seinem Betrieb bereits Drohnen ein. 4 Prozent fliegen dabei eigene Drohnen, 5 Prozent engagieren externe Dienstleister. Das zeigt eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Deutschen Bauernverbandes (DBV) in Zusammenarbeit mit dem Digitalverband Bitkom unter 420 landwirtschaftlichen Betriebsleitern aus September 2018. Demnach nutzen vor allem Betriebe mit mehr als 100 Hektar Fläche die fliegenden Helfer. 12 Prozent setzen auf eigene Drohnen, weitere 13 Prozent nutzen Drohnen externer Dienstleister. Nach Einschätzung des Bitkom werden in keiner anderen Branche Drohnen vergleichbar intensiv genutzt wie in der Landwirtschaft. Die Einsatzgebiete von Drohnen sind dabei sehr vielfältig. Aus der Vogelperspektive werden viele Dinge sichtbar, die man vom Boden aus nicht erkennen kann. So können beispielsweise nicht nur Rehkitze vor dem Mähtod gerettet werden, sondern dank der unterschiedlichen Färbung der Felder auch Rückschlüsse auf zu treffende ackerbauliche Maßnahmen wie Düngung, Bewässerung und den richtigen Erntezeitpunkt gezogen werden. In jedem dritten Fall (33 Prozent) werden die Drohnen zur Wildrettung beziehungsweise zur Vermeidung von Wildschäden eingesetzt. Beinahe ebenso häufig (32 Prozent) wird die Drohnentechnik genutzt, um den Zustand von Pflanzen und Böden exakter zu messen. Drei von zehn Landwirten, die Drohnen einsetzen (31 Prozent), tun dies zum Schutz der Pflanzen¬bestände und zur Ausbringung von Nützlingen wie zum Beispiel von Schlupfwespen zur biologischen Bekämpfung des Maiszünslers im Mais. Rund jeder fünfte Drohnennutzer kartiert mit den Drohnen seine Erträge (22 Prozent) und führt Bestandskontrollen durch (18 Prozent).

Fernüberwachung durch Satelliten

In ähnlicher Weise wie Drohnen kommt auch zunehmend Satellitentechnik zum Einsatz. Sie wird zum einen eingesetzt, um ein spurgenaues Fahren zu ermöglichen und damit zum Beispiel bei der Ausbringung von Dünge- oder Pflanzenschutzmitteln Überlappungen oder Fehlstellen zu vermeiden. Die dazu notwendigen Korrektursignale (RTK) stellen die Länder über die Ländervermessungsämter zur Verfügung, allerdings in einigen Bundesländern gegen die Entrichtung von hohen Gebühren. Satellitendaten werden zum anderen eingesetzt, um mit Hilfe intelligenter Simulationsprogramme genau zu berechnen, wie zum Beispiel der Ernährungszustand von Pflanzen ist. An verschiedenen Stellen im Acker wächst unterschiedlich viel, deshalb muss auch unterschiedlich viel gedüngt werden. Mit Hilfe von Satellitendaten kann bestimmt werden, an welcher Stelle wie viel gedüngt werden muss. Mögliche Belastungen des Grundwassers werden dadurch weiter minimiert.

Satellitentechnik wird von Experten als eine Technik mit großen Potentialen für Einsatzmöglichkeiten in der Landwirtschaft eingeschätzt. Die Genauigkeit von Satellitentechnik dürfte sich in Zukunft weiter verbessern. Zur „Gigabit-Cloud über dem Acker“ mit Echtzeiterfordernissen allerdings dürfte sich die Satellitentechnik in absehbarer Zukunft kaum eignen.

Förderantrag 4.0

Große Potenziale der Satellitentechnik bestehen zudem im Hinblick auf eine moderne, einfache und effiziente Umsetzung der EU-Agrarförderung. Der Deutsche Bauernverband setzt auf das Ziel, das heutige aufwendige Antrags- und Prüfverfahren zu überwinden und durch ein digitales, satellitengestütztes System zu ersetzen, in dem der Landwirt seine Antragsdaten künftig nur noch als Check-Liste überprüfen muss, siehe „Antrag 4.0“:

Fazit

High-Tech in der Landwirtschaft hilft dabei, noch genauer zu wissen, was die Pflanzen an Nährstoffen und Pflanzenbehandlungsmitteln benötigen, und was die Tiere für eine bestmögliche Tiergesundheit und zu ihrem Wohlbefinden brauchen. In der Digitalisierung der Landwirtschaft liegen damit vor allem große Chancen, die kritische öffentliche Diskussion über moderne und nachhaltige Landwirtschaft versachlichen zu helfen. Die Nutzenpotentiale der Digitalisierung können auch für die gesamte Lebensmittelkette bis hin zum Verbraucher von Vorteil sein, wenn dadurch der Informations- und Wissenstand über die Entstehung von Lebensmitteln gefördert, Transparenz geschaffen und Vertrauen gefördert wird. Die Politik ist gefordert, die Digitalisierung der Landwirtschaft als Chancenthema zu begreifen und dazu die Voraussetzungen bei der digitalen Infrastruktur und bei den digitalen Anwendungen zu schaffen. Die deutsche Landwirtschaft muss aus Sicht des Deutschen Bauernverbandes international Vorreiter zukunftsträchtiger Entwicklungen bleiben.