Das Potenzial der Digitalisierung ist aus landwirtschaftlicher Sicht riesig und kann derzeit noch gar nicht voll überblickt werden. Die Chancen liegen in: mehr Verbraucherschutz, mehr Transparenz, mehr Ressourcen- und Klimaschutz, mehr Tierwohl, weniger Bürokratie, Sharing Economy und mehr Akzeptanz
Mehr Verbraucherschutz: Landwirte haben es mit Natur, Tieren und Nahrungsmitteln und damit mit hochempfindlichen Gütern und Geschöpfen zu tun. Hier noch genauer und präziser zu werden, ist wichtig für die Erzeuger und Verarbeiter von Lebensmitteln. Letztlich dient diese Präzision der Sicherheit der Nahrungsmittel und ist damit aktiver Verbraucherschutz.
Mehr Transparenz: Die Digitalisierung bietet dem Konsumenten von Nahrungsmitteln noch mehr Informationen, mehr Wissen und kann damit Vertrauen schaffen. Der Einsatz digitaler Technik kann helfen, bestehende Spannungen zwischen den Verbrauchern und der Landwirtschaft überbrücken und Informationsdefizite zu beseitigen.
Mehr Ressourcen- und Klimaschutz: Die Digitalisierung in der land- und ernährungswirtschaftlichen Wertschöpfungskette bietet großes Potenzial für ressourcen- und klimaschonende Produktionsweisen und rechnet sich sowohl für den Landwirt als auch für den Klimaschutz.
Mehr Tierwohl: Besonders Sensortechniken können Tierwohl fördernde Haltungsverfahren unterstützen. High-Tech hilft dabei, noch präziser zu wissen, was die Tiere für eine bestmögliche Tiergesundheit und zu ihrem Wohlbefinden brauchen.
Weniger Bürokratie: Digitalisierungs- und Satellitentechniken bieten eine enorme Vereinfachung im Umgang mit Verwaltungs- und Förderbehörden. Mit seinem Vorschlag zu „Agrarantrag 4.0“ spricht sich der Deutsche Bauernverband (DBV) für eine moderne, einfache und effiziente Umsetzung der EU-Agrarförderung aus, die die Chancen der Digitalisie¬rung nutzt und die heute noch aufwendigen Antrags- und Prüfverfahren überflüssig macht. /dbv-positionen/positionen-beschluesse/position/agrarantrag-40-2018
Vereinfachungen und Erleichterungen im einzelbetrieblichen Rechnungswesen durch mehr automatische Datenerfassung und integrative Informationsverarbeitung sowie Verbesserung des Controlling- und Risikomanagements
Sharing Economy: Landwirtschaft 4.0 ist nicht unbedingt von der Größe der Betriebe abhängig. Über Maschinenringe, Lohnunternehmen und andere Formen der Zusammenarbeit sind grundsätzlich alle Betriebe in der Lage, Nutzen aus der neuen Technikentwicklung zu ziehen und damit schnell ökonomische, soziale und ökologische Fortschritte zu erzielen.
Mehr Akzeptanz für moderne Landwirtschaft: Die Digitalisierung bietet vor allem große Chancen, die kritische öffentliche Diskussion über moderne und nachhaltige Landwirtschaft versachlichen zu helfen und überbordende bürokratische Vorgaben überflüssig zu machen.
Datensicherheit und Datenhoheit
Den Chancen der Digitalisierung stehen Risiken gegenüber. Gut zwei Fünftel der befragten Landwirte (42 Prozent) aus der Bitkom-DBV-Studie aus November 2016 machen sich Sorgen um die Datensicherheit. 30 Prozent der Landwirte treibt die Sorge um den Verlust ihrer Datenhoheit um. Digital erhobene Daten dürfen nicht von Dritten missbraucht werden. Gleichwohl ist die große Mehrheit (84 Prozent) unter bestimmten Voraussetzungen dazu bereit, digital erhobene Betriebsdaten zur Verfügung zu stellen, etwa wenn sich dafür der bürokratische Aufwand für Nachweis- und Dokumentationspflichten reduzieren würde (60 Prozent). Entscheidend dafür ist die Transparenz unter den Wirtschaftsbeteiligten, siehe Branchenempfehlung zur „Datenhoheit des Landwirts“, /presse-medien/pressemitteilungen/pressemitteilung/datenhoheit-branchenempfehlung-2018
Gläserne Landwirtschaft – rechtsstaatlich abgesichert
80 Prozent der im November 2016 befragten Landwirte sind der Auffassung, dass die landwirtschaftliche Produktion mit all ihren Facetten durch die Digitalisierung »gläsern« wird. Dabei wird unterschieden. Wenn der Verbraucher als Kunde wirklich mehr vertrauensbildende Transparenz will, sind die Landwirte dazu bereit. Wenn der Staat diese Transparenz einfordert, um Kontrolle auszuüben und mögliche Verstöße zu sanktionieren, geht die Bereitschaft der Landwirte drastisch zurück. Das Misstrauen gegenüber staatlichen Kontroll- und Verwaltungsinstanzen ist groß. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) befürchtet mehr staatliche Kontrollmöglichkeiten durch die Digitalisierung.
Digitalisierungsfortschritte sind stets nur Mittel zum Zweck und stärken wie andere Innovationen auch tendenziell die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe. Gleichzeitig führen sie zu weiterem Strukturwandel in der Landwirtschaft. Dabei ist Landwirtschaft 4.0 nicht nur etwas für größere Betriebe. Über Maschinenringe und Lohnunternehmen sind grundsätzlich alle Betriebe in der Lage, Nutzen aus der neuen Technikentwicklung zu ziehen.
Unter dem Strich und nach Abwägung der Vor- und Nachteile sehen 66 Prozent der Landwirte aus der Bitkom-DBV-Studie aus November 2016 in der Digitalisierung der Landwirtschaft ein Chancenthema. Nur 13 Prozent sehen die Digitalisierung eher als Risiko für ihr Unternehmen an.