Die Landwirtschaft hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark gewandelt. Die Zahl der Betriebe und der landwirtschaftlichen Erwerbstätigen nimmt ab. Die Mengen der erzeugten Produkte sind hingegen stark gestiegen. Die Erklärung für diesen scheinbaren Widerspruch: Die verbleibenden Betriebe werden größer und leistungsfähiger.
Der damit einhergehende Strukturwandel ist keine Besonderheit der Landwirtschaft. Auch in der übrigen Wirtschaft werden die Arbeitsplätze kapitalintensiver und sind durch eine wachsende Produktivität gekennzeichnet. In der vornehmlich durch Familienbetriebe gekennzeichneten Landwirtschaft ist der Generationenwechsel ein wesentlicher Taktgeber für den Strukturwandel. Die Gewinnung des Berufsnachwuchses für die Landwirtschaft ist ein entscheidender Faktor.
Enorme Produktivitätssteigerungen
Immer mehr Menschen werden von einem Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche ernährt. Der Hektarertrag für Weizen zum Beispiel lag vor gut 100 Jahren bei 18,5 Dezitonnen. Heute (Durchschnitt 2010 bis 2015) liegt der Hektarertrag mit 77,1 Dezitonnen mehr als viermal so hoch. Ein Landwirt erzeugte 1900 Nahrungsmittel in einem Umfang, um etwa 4 Personen ernähren zu können. 1950 ernährte ein Landwirt 10 und 2016 135 Personen (ohne Erzeugung aus Auslandsfuttermitteln). Trotz dieser starken Produktivitätssteigerung ist Deutschland stets ein Nettoimportland an Agrar- und Ernährungsgütern geblieben.
Treiber der Strukturentwicklung
- Offene Märkte – Internationaler Wettbewerb
- Technischer und züchterischer Fortschritt
- Wirtschaftliche Größenvorteile
- Gesetzlicher Regelungsdruck
- Wachsende Kundenanforderungen
- Kritische öffentliche Diskussion über Landwirtschaft
Technischer Fortschritt als wichtige Ursache
Die enorme Erzeugungssteigerung hat ihre Ursache in der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Produktionsweisen. Moderne Maschinen und Ställe, die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und Mineraldüngern sowie Zuchtfortschritte bei Pflanzen und Tieren haben dazu geführt, dass die Landwirte heute wesentlich stabilere und höhere Erträge erzielen als früher. Fortschritte in der Digitalisierung tragen auch dazu bei, die Landwirtschaft im Umgang mit Boden, Wasser und Luft noch nachhaltiger zu machen.
Artikel zum Thema "Strukturwandel"
Hier geht's zum Dossier ArchivBetriebe und Betriebsgrößenstrukturen im Wandel
In Deutschland gab es 2017 269.800 landwirtschaftliche Betriebe mit mehr als 5 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche (LF), einschließlich 21.600…
Entwicklung des Kapital- und Arbeitseinsatzes in der Landwirtschaft
Die Landwirtschaft arbeitet sehr kapitalintensiv. Der Kapitalstock der Land-, Forstwirtschaft und Fischerei, definiert als Bruttoanlagevermögen (ohne…
Tendenzen am Boden- und Pachtmarkt
Die Preise für Agrarland sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes kräftig gestiegen. Seit 2010 haben sie sich in etwa verdoppelt.
Entwicklung der Zahl der Betriebe nach Erwerbs-, Betriebs- und Rechtsformen
Einzelunternehmen dominieren: Nach Rechtsformen betrachtet dominieren die landwirtschaftlichen Einzelunternehmen, die in der Regel als…
Strukturen und Strukturentwicklung im EU-Vergleich
Bedeutung der Landwirtschaft: Der Beitrag der Land- und Forstwirtschaft zur volkswirtschaftlichen Bruttowertschöpfung lag 2017 in der EU 28 bei 1,6…