Die Stimmungslage unter den deutschen Landwirten bleibt im Sommer 2022 weiterhin gedrückt. Das zeigen die Ergebnisse des DBV-Konjunkturbarometer Agrar für den Juni. Ihre aktuelle wirtschaftliche Lage schätzen die Landwirte gegenüber dem Frühjahr etwas schlechter ein. Die zukünftige wirtschaftliche Situation wird hingegen etwas besser beurteilt.
Der Indexwert des Konjunkturbarometer Agrar bleibt mit 11,1 im Juni gegenüber 10,8 aus der vorangegangenen Befragung von März nahezu unverändert. Der Indexwert bildet die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung und die Erwartungen an die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung ab.
Bei der weiter gedrückten wirtschaftlichen Stimmungslage bleibt die Investitionsbereitschaft der deutschen Landwirte niedrig. Der Anteil der Landwirte, der im nächsten halben Jahr investieren will, liegt bei 28 Prozent (Vorjahr 29 Prozent). Das dabei geplante Investitionsvolumen wird allerdings auf 4,9 Mrd. Euro veranschlagt. Der entsprechende Vorjahreswert lag noch bei 4,3 Mrd. Euro. Grund für das höhere Investitionsvolumen sind wesentlich höhere Investitionen bei Erneuerbaren Energien und Landkauf, aber auch bei Wohngebäuden. Dem gegenüber steht ein stark verminderter Kapitaleinsatz bei Wirtschaftsgebäuden. Die offensichtlich starke Investitionszurückhaltung bei Wirtschaftsgebäuden und hier bei Stallbauten kommt auch darin zum Ausdruck, dass Erhaltungsinvestitionen deutlich überwiegen.
Die betriebliche Liquidität hat sich im Durchschnitt der Betriebe gegenüber März etwas verschlechtert. Im Juni 2022 gaben 14 Prozent der Betriebe an, dass ihre Liquiditätslage angespannt oder sehr angespannt ist. Besonders hoch ist der Anteil der Betriebe mit angespannter Liquiditätslage unter den Veredlungsbetrieben (37 Prozent).
Auf der Notenskala von 1 bis 5 wird die aktuelle wirtschaftliche Situation im Durchschnitt der Betriebe mit 3,03 weiterhin deutlich günstiger beurteilt als die zukünftigen Aussichten mit einem Wert von 3,34. Die aktuelle wirtschaftliche Lage hat sich gegenüber März in den Futterbaubetrieben deutlich verbessert. Die Stimmung in den Ackerbaubetrieben hingegen hat sich etwas und in den Veredlungsbetreiben sogar deutlich verschlechtert, und das bei einer ohnehin bereits sehr angespannten wirtschaftlichen Lage in der Schweinehaltung. Im Ausblick auf die nächsten zwei bis drei Jahre wächst der Pessimismus der Veredlungsbetriebe. Dagegen blicken Ackerbau- und Futterbaubetriebe im Vergleich zur Märzerhebung etwas optimistischer in die Zukunft.
Im Jahresvergleich werden die Preise für Getreide, Milch und Rinder spürbar besser bewertet. Schweine- und Betriebsmittelpreise dagegen werden deutlich negativer gesehen. Auch fallen die Ernteerwartungen nicht so günstig aus wie vor einem Jahr.
Der Ukraine-Krieg hinterlässt seine Spuren auch in der Landwirtschaft. 79 Prozent der Landwirte befürworten, Ackerstilllegungsflächen wieder für die Produktion zuzulassen. Mehr als jeder zweite Landwirt befürchtet, dass öffentliche Mittel zugunsten der Landwirtschaft knapper werden. Etwa genauso viele glauben, dass der gesellschaftliche Stellenwert der Landwirtschaft als Folge des Ukraine-Krieges zunimmt. Etwa ein Viertel der Landwirte will wegen der aktuellen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine geplante Investitionen auf unbestimmte Zeit verschieben. Gleichzeitig sehen 13 Prozent der Landwirte neue Marktchancen, verbunden mit Änderungen in der Anbauplanung.
Das Konjunktur- und Investitionsbarometer Agrar wird vierteljährlich im Auftrag des DBV, des VDMA Fachverbandes Landtechnik und der Landwirtschaftlichen Rentenbank in einer repräsentativen Umfrage ermittelt. Zur aktuellen Runde im Juni 2022 befragte das Marktforschungsinstitut Produkt + Markt dazu 850 Landwirte in ganz Deutschland.