Mobilität und Flexibilität gehören neben der fachlichen Expertise zu den Grundanforderungen an viele Fach- und Führungskräfte – auch in der Landwirtschaft. Diese Kompetenzen kann der Nachwuchs unter anderem während eines Auslandsaufenthaltes zu erlernen. Die Schorlemer Stiftung des Deutschen Bauernverbandes vermittelt daher seit 1977 Auslandspraktika in den Grünen Berufen.
Blick über den Tellerrand
Im Durchschnitt nehmen 140 Personen pro Jahr das Angebot wahr und arbeiten für eine Weile im EU- oder außereuropäischen Ausland. Im Schnitt sind die Praktikanten 22 Jahren alt, der Anteil der Männer beträgt 70 Prozent, Frauen stellen 30 Prozent der Teilnehmer.
Mehr als zwei Drittel der ins Ausland vermittelten Praktikanten kommen aus dem Bereich Landwirtschaft. Ein Fünftel der Praktikanten arbeitet im Weinbau, zehn Prozent im Gartenbau. Die Hauswirtschafter bedienen circa zwei Prozent, der Forstbereich ein Prozent.
Die häufig geäußerte Vermutung, dass es vor allem Studierende ins Ausland zieht, ist nicht korrekt. Knapp 60 Prozent der Praktikanten haben eine Lehre im Agrarbereich absolviert. 27 Prozent sind Studenten einer Fachhochschule und 12 Prozent einer Universität. Als Motivation nennen die meisten den Wunsch, ihre Sprachkenntnisse verbessern und eine andere Art von Landwirtschaft kennenzulernen.
Sehnsuchtsland Amerika
88 Prozent der Programmteilnehmer reisen nach Übersee. Besonders beliebt sind die USA. Hier können vor allem Landwirte, Gärtner und Winzer interessante Einblicke in die Arbeitsweise ihrer dortigen Kollegen erhalten.
Zirka 30 Prozent der Bewerber wagen sich auf die Südhalbkugel. Wenn in Deutschland der Herbst Einzug hält, reisen sie nach Australien oder Neuseeland, um den Landwirten am anderen Ende der Welt über die Schulter zu schauen. Für Ernte-Fans ist Kanada das perfekte Ziel: In einem extra auf diesen Bereich zugeschnittenen Praktikum können sich die Besucher aus Deutschland mit speziellen Maschinen auf riesigen Flächen ausprobieren. Für Gärtner und einige Landwirte gibt es ein Austauschprogramm mit Japan, dessen landwirtschaftliche Kultur sich wahrscheinlich am deutlichsten von der hiesigen unterscheidet: Die Betriebe sind in der Regel deutlich kleiner als in Deutschland, die Arbeitsweise ist ruhig und extrem strukturiert – und auch der Anbau von Reis und japanischen Gemüsesorten dürfte für die meisten Praktikanten eine neue Erfahrung sein.
Innerhalb Europas erfreut sich vor allem die Grüne Insel regen Zulaufs. Vor allem Milchbauern erhalten in Irland interessante Einblicke. Aber auch Dänemark, Norwegen, Niederlande, die Schweiz oder Frankreich sind beliebte Austauschziele.
Herzlich Willkommen in Deutschland
Nicht nur deutsche Auszubildende zieht es in die Ferne – auch im Ausland ist das Interesse an fremden Kulturen groß. Durchschnittlich 75 Personen kamen in den vergangenen Jahren in die Bundesrepublik, um hier ihr Wissen zu erweitern und die Sprache zu lernen. Die meisten Praktikanten stammen aus dem osteuropäischen Raum. Aber auch Studenten aus japanischen Betrieben, aus Dänemark oder aus der Schweiz finden regelmäßig den Weg nach Deutschland.