Agrarmärkte im Lichte der Corona-Krise

3. Statusbericht

Die Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie führen zu einer noch nie gesehenen Marktsituation. Im Einzelhandel werden derzeit Umsatzrekorde verbucht, während in der Gastronomie der Absatz plötzlich entfallen ist. Die gesamte Logistik der Lebensmittelkette steht unter Stress, bei Transport, Verarbeitung, Verpackung und Distribution.

Größere Unterbrechungen der Lebensmittelkette – wie sie derzeit in den USA zu beobachten sind – konnten in Deutschland und der EU bisher vermieden werden. Dazu hat in Deutschland auch die Aufrechterhaltung der Einreise von Erntehelfen unter besonderen Vorkehrungen beigetragen.

In den kommenden Monaten muss sich die Landwirtschaft auf eine Phase der Unsicherheit an den Agrarmärkten einstellen, solange die allgemeine Konjunktur schwächelt. Die Nachfrage der Verbraucher nach Lebensmitteln ist aber nicht grundsätzlich eingebrochen. Eine erneute Agrarpreiskrise wie 2008/09 ist keineswegs vorprogrammiert, wenn die Marktschocks durch Gegenmaßnahmen abgefangen werden können und der internationale Agrarhandel funktioniert.

Zur Stabilisierung beitragen wird die EU-Förderung der privaten Lagerhaltung für Milchprodukte sowie Rind- und Schaffleisch. Auch die großen Handelsketten stehen mit ihrer Einkaufspolitik jetzt in der Verantwortung, eine Wertevernichtung wie in der Krise 2008/09 zu vermeiden.

Den vollständigen 3. Bericht der DBV-Marktexperten zu Milch, Rindfleisch, Getreide und Ölsaaten, Futtermittel, Verbraucherpreise, Landtourismus usw. finden Sie hier und im Bereich Downloads. 

(Stand: 30.04.2020)

 

EU-Kommission entscheidet Einführung der EU-Beihilfe für Private Lagerhaltung

In der jetzigen Ausnahmesituation ist die Förderung der EU für die private Lagerung von Milch- und Fleischprodukten das Instrument der Wahl, um schnell und punktgenau Stabilität an den Agrarmärkten zu gewinnen.

DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken kommentiert:

Die Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie führen zu einer noch nie gesehenen Marktsituation. Im Einzelhandel werden derzeit Umsatzrekorde verbucht, während in der Gastronomie der Absatz plötzlich entfallen ist. Die gesamte Logistik der Lebensmittelkette steht unter Stress, wie Milchtankwagen, Fleischzerlegung, Beschaffung von Verpackungsmaterial, Kapazitäten von Verpackungsmaschinen und Distribution. Die Preise für einige Marktsegmente sind stark unter Druck geraten, weil einige Verarbeiter große Absatzprobleme in Richtung Großverbraucher haben. Die Nachfrage nach Lebensmitteln ist infolge des Corona-Geschehens aber nicht grundsätzlich eingebrochen. Vieles wird jetzt auch davon abhängen, wie schnell die Exporte nach China wieder anlaufen.

Bei den Molkereien müssen auch diejenigen mit Absatzeinbrüchen selbst handeln und sich darum bemühen, ihre Liquidität über den Corona-Rettungsschirm (KfW und Förderbanken der Länder) abzusichern. In diesem Rahmen können dann auch einzelunternehmerische Entscheidungen zur vorübergehenden Mengendrosselung notwendig sein. Eine erneute allgemeine Diskussion um staatlich verordnete Milchmengenreduktion ist nicht hilfreich, weil sie kurzfristig ergebnislos bleiben wird und weil sie noch relativ gut laufende Marktsegmente beeinträchtigen würde.

Jetzt ist wirtschaftlicher Pragmatismus anstelle der Wiederholung ergebnisloser Grundsatzdebatten angesagt.

(Stand: 22.04.2020)

 

Landwirte besorgt wegen wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und Coronakrise

Konjunkturbarometer Agrar: Stimmung der Landwirte bleibt schlecht

Nach den Ergebnissen des Konjunkturbarometer Agrar für den Monat März hat sich die Stimmungslage der deutschen Landwirte gegenüber Dezember zwar leicht erholt. Mit 12,8 fällt der Indexwert jedoch weiterhin relativ niedrig aus. Ursachen sind die ungünstigen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen sowie die Auswirkungen der Coronakrise, wie aus den Ergebnissen des aktuellen Konjunkturbarometer Agrar des Deutschen Bauernverbandes hervorgeht.

„Diese Ergebnisse sind ein deutlicher Beleg für die anhaltend schwierige wirtschaftliche Situation und eine hochgradige Verunsicherung der Landwirte“, kommentiert DBV-Präsident Joachim Rukwied die Zahlen. Nicht nur die Verbreitung des Coronavirus, sondern vor allem die Verschärfung der Düngeverordnung drücken die Stimmung der Landwirte. Die Verunsicherungen wirken wie ein Bremsklotz für Investitionen in die Zukunft der Betriebe. Doch gerade in Zeiten, in denen das Thema Versorgungssicherheit in der Bevölkerung wieder eine größere Rolle spielt, braucht die Landwirtschaft verlässliche Rahmenbedingungen, um Zukunftsinvestitionen tätigen zu können. Nach weiteren Ergebnissen des aktuellen Konjunkturbarometers fühlen sich zwar nur 11 Prozent der repräsentativ befragten Landwirte von der Corona-Krise in ihrem Wirken eingeschränkt, aber 26 Prozent wollen ihre geplanten Investitionen deswegen auf unbestimmte Zeit verschieben. Ein knappes Drittel der Landwirte sieht als Folge der Corona-Krise Marktprobleme auf sich zukommen. Besonders hoch ist dieser Anteil unter den Milchviehbetrieben. Fast die Hälfte der befragten Landwirte ist der Ansicht, dass die Krise dazu führt, dass die Landwirtschaft wieder einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft bekommen wird. Aber fast genauso viele sind der Meinung, dass durch den Virus die Sorgen und Nöte der landwirtschaftlichen Betriebe aus dem Blick geraten könnten.

Mehr Informationen zum Konjunkturbarometer Agrar: hier.

(Stand: 11.04.2020)

 

Erklärung des DBV-Verbandsrates

Vor dem Hintergrund der aktuellen Pandemie durch das Coronavirus hat der Deutsche Bauernverband weitere dringende Maßnahmen zur Unterstützung der deutschen Landwirtschaft in der Krise gefordert.

Um die Landwirtschaft arbeitsfähig zu halten und die Auswirkungen einer negativen wirtschaftlichen Entwicklung abzuschwächen, fordert der Deutsche Bauernverband unter anderem den Ausbau von Liquiditätssicherungsdarlehen, die Einreisemöglichkeit für Grenzpendler oder weitere Zuverdienstmöglichkeiten für inländische Erntehelfer.

(Stand: 08.04.2020)

 

Website zur Anmeldung von Saisonarbeitern aus Osteuropa freigeschaltet

https://saisonarbeit2020.bauernverband.de

Auf dem Portal  https://saisonarbeit2020.bauernverband.de müssen landwirtschaftliche Betriebe die Registrierung und Anmeldung ihrer Saisonarbeitskräfte für die Monate April und Mai 2020 vornehmen. Dieses Portal und das mit der Bundesregierung vereinbarte Anmeldeverfahren sind ausschließlich für Betriebe der Landwirtschaft, des Garten- und Weinbaus sowie für deren Saisonarbeitskräfte vorgesehen.

Zunächst muss sich der Betrieb online auf dem Portal registrieren und kann dann seine Saisonarbeitskräfte mit konkreten Einreisedaten anmelden. Diese Daten werden der Bundespolizei für die Einreise gemeldet. Zuvor müssen die landwirtschaftlichen Betriebe selbstständig die Flüge für ihre Saisonkräfte organisieren. Unterstützung erhalten sie von den Landesbauernverbänden. Eine Zuteilung oder Quotierung von Seiten des Deutschen Bauernverbandes ist explizit nicht vorgesehen.

Mehr Infos zu dem Portal finden Sie hier.

(Stand: 06.04.2020)

 

Ausländische Saisonarbeiter erhalten Einreisemöglichkeit

Das Landwirtschafts- und das Innenministerium haben sich auf eine Einreise von dringend benötigten Erntehelfern geeinigt. Trotz Corona-Pandemie dürften je 40.000 Saisonarbeiter aus Osteuropa im April und Mai nach Deutschland einreisen.

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, zur Einigung der Bundesregierung über die Einreise zusätzlicher Saisonarbeitskräfte: „Wir begrüßen sehr, dass sich die Bundesregierung geeinigt hat, zusätzlichen Saisonarbeitskräften aus Osteuropa die Einreise zu ermöglichen. In dem Konzept ist die Initiative des Deutschen Bauernverbandes und des Gesamtverbandes der deutschen Land- und Forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbände berücksichtigt.

Jetzt geht es an die Umsetzung: Unsere Betriebe werden die Leitlinien und Vorgaben des Robert Koch-Instituts strikt einhalten, um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten. Diese Regelung hilft uns arbeitsfähig zu bleiben.“

Portal für Anmeldung der ausländischen Saisonarbeitskräfte

Die Meldung der für die Einreise benötigten Daten (u. a. Name des Betriebes, der Arbeitnehmer, Flugnummer etc.) wird über ein Internetportal erfolgen. Dieses Portal https://saisonarbeit2020.bauernverband.de befindet sich im Aufbau und wird voraussichtlich zu Beginn der 15. Kalenderwoche freigeschaltet werden.

Dort werden auch weitere Informationen zum Verfahrensablauf und zu den benötigten Daten und Unterlagen gegeben. Betriebe, die sich an dem Verfahren beteiligen, müssen die mit BMEL und BMI vereinbarten ergänzenden Infektionsschutz-Regeln einhalten und sich entsprechend vorbereiten. Der Erlass der Bundesregierung zur Einreise von Saisonarbeitskräften wird voraussichtlich ab kommendem Montag gelten. Die Organisation der Anreise von Saisonarbeitskräften muss betrieblich oder dezentral durch die regionalen Verbände und Erzeugerorganisationen erfolgen.

(Stand: 03.04.2020)

 

Agrarmärkte im Lichte der Corona-Krise

2. Statusbericht

Die vergangenen Wochen haben gezeigt, wie Landwirtschaft, Ernährungswirtschaft und Verbraucher auf eine funktionierende Logistik angewiesen sind. Die steht aber gehörig unter Stress. Geschlossene Restaurants einerseits, eine starke Nachfrage im Einzelhandel andererseits haben die Warenströme plötzlich und tiefgreifend verändert.

Der Warenverkehr an den Grenzen im europäischen Binnenmarkt war gestört, läuft aber wieder. Die Frage der grenzüberschreitenden Verfügbarkeit von Arbeitskräften wird drängender – in der Landwirtschaft, in der Ernährungswirtschaft und in der Logistik. Nachfolgend ein aktueller Bericht der DBV-Marktexperten mit Informationen der Agenturen AMI, MEG Eier und Geflügel sowie ZMB über wichtige Agrarmärkte in dieser Woche.

Grafik: AMI

Preise für Milchprodukte am Weltmarkt

(Grafik: AMI)

Milch

  • Die Inlandsnachfrage ist weiter stark vom Coronavirus-Geschehen beeinflusst. Im LEH sind vor allem lagerfähige Produkte (H-Milch, Sahne, Butter, Schnittkäse, usw.) stark gefragt. Gleichzeitig gibt drastische Nachfragerückgänge aus dem Hotel- und Gaststättenbereich. Die Molkereien stehen vor vielen logistischen Herausforderungen, z.B. vermehrte Klein-Verpackungen. Je nach Produktportfolio sowie bisherigem Absatzkanal sind die Molkereien unterschiedlich stark von den aktuellen Einschränkungen betroffen.
  • Im EU-Binnenmarkt kam es an den Grenzen vorübergehend zu längeren Staus und Wartezeiten, was sich jedoch in den vergangenen Tagen entspannt hat. Zum Teil fehlen LKW-Fahrer aus Osteuropa.
  • Bei Butter und Käse wird der Nachfragerückgang durch Großabnehmer durch die stark gestiegene Nachfrage im Lebensmittelhandel zum Teil mehr als kompensiert. Die Preisverhandlungen zwischen Molkereien und Lebensmittelhändlern für Käse und Butter mit Gültigkeit ab dem 1. April 2020 konnten dementsprechend mit einem Plus abgeschlossen werden.
  • Anders ist die Lage bei Milchpulver: China ist wichtigster Importeur von Molke-, Mager- und Vollmilchpulver. Es bestehen weiter Unsicherheiten, wie schnell China seine Wirtschaft und die Häfen wieder ins Laufen bringt. Ein längerer Ausfall wäre sehr belastend für den Milchmarkt. Inzwischen stehen wieder mehr Leercontainer in den europäischen Häfen zur Verfügung, allerdings sind die Kosten für Container und Frachten deutlich gestiegen. Auch die Magermilchpulver-Kurse an der EEX weisen eine fallende Tendenz auf und liegen für die kommenden Monate deutlich unter 2.000,- EUR/Tonne.
  • Die Milcherzeugerpreise liegen derzeit bei ca. 33 Ct/kg, was dem langjährigen Mittelwert entspricht. Die in Deutschland erzeugte Milchmenge liegt höher als im Vorjahr. Während sich vor zwei Monaten die Marktakteure an der EEX auf einen Börsenmilchwert für die Monate April-Dezember 2020 in Höhe von durchschnittlich 37,1 Ct/kg gesetzt haben, liegt dieser Wert heute bei 26,1.

Schwein / Rind / Schaf

  • Bei Schlachtschweinen hat sich die erste Verunsicherung über die Absatzmöglichkeiten gelöst. Das zunächst relativ umfangreiche Schlachtschweine-Angebot hat sich verringert, so dass ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Angebot der Schweinehalter und Nachfrage seitens der Schlachtereien besteht. Die VEZG Preisempfehlung vom 1.4.2020 liegt wie in der Vorwoche bei 1,89 EUR/kg Schlachtgewicht.
  • Gegenüber den vorangegangenen zwei Wochen hat sich die Nachfrage im LEH beruhigt. Die Konsumenten scheinen sich eingedeckt zu haben. In den kommenden Tagen und Wochen wird mit einer Belebung der Grillfleischnachfrage gerechnet.
  • Allmählich nehmen die Lieferungen von gefrorenem Schweinefleisch nach China wieder zu. Es wird auf hohem Niveau geschlachtet, auch um die Gefrierbestände wieder zu füllen.
  • Der Schlachtrindermarkt hat sich stabilisiert, ist aber weiterhin von Unsicherheit geprägt. Aufgrund der Corona-Krise ist die zum Osterfest übliche Marktbelebung, verbunden mit Preisaufschlägen, ausgeblieben. Gerade Rindfleisch ist im Außer-Haus-Verzehr beliebt und leidet unter den Schließungen der Gastronomie und vieler Kantinen. Insofern sollten die Importe von Rindfleisch zurückgefahren und zur Stärkung der heimischen Landwirtschaft regional erzeugtes Rindfleisch verwendet werden.
  • Nach dem Preiseinbruch in den Vorwochen haben sich die Preise für 'Schlachtkühe immerhin gefangen, für Jungbullen konnten sogar etwas höhere Preise erzielt werden. Die Mäster blicken dennoch mit Sorge in die Zukunft, zumal das Angebot an schlachtreifen Tieren zuletzt etwas zugenommen hat, so dass der Handel in den kommenden Wochen und Monaten schwierig bleiben dürfte.
  • Lammfleisch: Die Beschränkungen der Coronavirus-Pandemie haben aktuell die nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen EU-Ländern zu einem Nachfragerückgang geführt. Zuvor waren die Lammfleischpreise bis Anfang März angestiegen auf bis zu 6 Euro pro Kilogramm Schlachtgewicht. Doch innerhalb einer Woche ist der Preis um über 30 Cent pro Kilogramm Schlachtgewicht gesunken.
  • Der Außer-Hausverzehr von Lammfleisch findet aufgrund der bekannten Einschränkungen nicht mehr statt. Auch der Verkauf im LEH geht eher zurück. Verunsicherung besteht auch bei den Direktvermarktern, wo der Absatz von Lammfleisch deutlich zurückhaltender als in den Vorjahren ist.
  • Weiter sorgt in der Schlacht- und Verarbeitungsindustrie die Frage der Verfügbarkeit von Arbeitskräften aus anderen EU-Mitgliedstaaten aufgrund von Reisebeschränkungen für erhebliche Verunsicherung.

Eier und Geflügel

  • Verbraucher haben sich im LEH auch mit Eiern bevorratet. Dagegen ging der Absatz von Eiern im Außer-Haus-Verbrauch stark zurück. Im Monatsverlauf kam es insbesondere bei deutscher KAT-Ware mit weiteren Spezifizierungen (z.B. VLOG-Zertifizierung, unkupierte Schnäbel) zur Verknappung. Abgesehen von der Menge des Angebots führte die aktuelle Situation auch zu Herausforderungen bei Logistik und Verpackungen.
  • Am Geflügelmarkt berichten Marktteilnehmer von deutlich steigenden Preisen für Importware, was die Situation für Inlandsware verbessert. Die hiesige Produktion von Hähnchenfleisch wurde flott vom Markt aufgenommen. Die Großhandelspreise tendierten für lose gehandelte Ware fester. Mit dem Nachfrageboom im Lebensmitteleinzelhandel endete die in den vorherigen Monaten zu verzeichnende Schwächeneigung der Preise für Putenbrust. Die beschränkte Einreise von Arbeitskräften betrachtet auch die Geflügelbranche mit Sorge. Es bleibt abzuwarten, ob alle Lieferketten und Produktionsabläufe aufrechterhalten werden können.

Getreide und Ölsaaten

  • Die Terminmarktnotierungen für Weizen sind in den zurückliegenden Tagen weiter gestiegen und erreichten für Mai 2020 zwischenzeitlich 198 Euro/t. Ursächlich hierfür ist die lebhafte Rohstoffnachfrage der Verarbeitungsindustrie, welche sich aus der weiterhin hohen Verbrauchernachfrage nach Getreideprodukten wie Mehl, Brot und Nudeln ergibt. Die höheren Terminmarktnotierungen beflügeln auch die Erzeugerpreise für Brotweizen der Ernte 2019, für den im Bundesdurchschnitt wieder knapp 170 Euro/t erlöst werden können – eine Steigerung von rund 10 Euro/t innerhalb von einer Woche. Mit Blick auf die Vermarktung der Ernte 2020 finden Verkäufer und Käufer angesichts der gestiegenen Preise derzeit nicht zusammen.
  • Etwas Verunsicherung in die Märkte bringt die von Russland erwogene Exportbegrenzung auf 7 Mio. Tonnen Getreide im Zeitraum April bis Juni, um die Versorgung der eigenen Bevölkerung zu sichern und die Inlandspreise zu stabilisieren. Diese Exportquote entspräche aber nur den ohnehin zu erwartenden Exportmengen Russlands.
Grafik: AMI
(Grafik: AMI)

Obst und Gemüse

  • Äpfel räumen weiter zügig, jetzt aber wieder auf normalem Niveau bei leicht anziehenden Preisen. Die Marktversorgung reicht voraussichtlich bis zur Ernte ab August/September.  
  • Lagergemüse (u.a. Kohl, Porree, Möhren, Zwiebel) räumt stabil, die Marktversorgung reicht bis voraussichtlich Mai. Die Preise sind insgesamt stabil. Allerdings gibt es auch hier starke Schwankungen. Nach einer hektischen Woche 12 war es in der Kalenderwoche 13 bei allen Lagergemüsearten sehr ruhig. Die Nachfrage nach z.B. Salatgurken und Rhabarber war letzte Woche unzureichend, jetzt wieder normalisiert.  
  • Insgesamt bleibt die deutliche Verlagerung der Versorgung stärker über den Lebensmitteleinzelhandel, weg von Restaurants, Großkantinen usw.  
  • Die Importe von Gemüse laufen, derzeit im Wesentlichen aus Italien und Spanien und jetzt zunehmend auch aus den Niederlanden und Belgien, dabei haben sich die Preise nach der Überhitzung am letzten Wochenende wieder normalisiert.  
  • Die Order des Lebensmittelhandels und die Nachfrage verlaufen derzeit in „Wellen“.  
  • Es gibt weiter große Unsicherheit bei den heimischen Betrieben aufgrund fehlender Saisonkräfte bei derzeit laufenden Pflanzarbeiten u.a. bei Salaten, Kohl und vielen anderen Gemüsearten sowie bei der beginnenden Ernte beim Frühgemüse und -obst wie Spargel, Rhabarber, Salaten und Erdbeeren und Salatgurken bleibt bestehen. Derzeit ungewiss, wie die Arbeiten erledigt werden können und in welchem Umfang. Eine schnelle Öffnung der Einreise von Saisonarbeitskräften aus z.B. Polen und Rumänien dringend, um negative Auswirkungen auf die heimische Versorgung im weiteren Saisonverlauf abzuwenden.

Kartoffeln

  • Der faktische Wegfall des Außerhaus-Verzehrs bringt den Absatz von Pommes Frites in ganz Europa praktisch zum Erliegen. Einige Verarbeiter haben die Produktion bereits stillgelegt bzw. planen dies. Marktexperten schätzen für Nordwest-Europa einen Überhang an Fritten-Kartoffeln von rund 2 Millionen Tonnen. Zum Vergleich: Die gesamte Kartoffelernte Deutschlands beträgt etwa 10 Millionen Tonnen. 
  • Demgegenüber läuft der Absatz von abgepackten Speisekartoffeln über den LEH weiter zügig.

Lebensmittel aus ökologischem Anbau

  • Der mit Abstand wichtigste Öko-Absatzweg ist der LEH und dort wird seit Ende Februar deutlich mehr verkauft. Der Naturkostfachhandel berichtet von 30 bis 60 Prozent mehr Umsatz, besonders bei Getreideprodukten, Kartoffeln und Molkereiprodukten. Einige Konsumenten sind offenbar bereit, als Ausgleich für wegfallende Restaurantbesuche mehr für höherwertige Lebensmittel auszugeben. Mit Problemen müssen Direktvermarkter rechnen, da z.T. Wochenmärkte gesperrt werden. 
  • Es zeichnen sich dabei Engpässe in der Distribution, durch einen Mangel an Saison-Arbeitskräften und durch eine langsamere Grenzabfertigung ab. Außerdem wird ab Sommer wird ein Mangel an Öko-Sojabohnen aufgrund von Exportsperren der Hauptlieferländer China und Indien befürchtet, was wiederum den Anbau heimischer Eiweißpflanzen interessanter macht.

Futtermittel

  • Die EU-Kommission hat mit den „Green Lanes“ zur Aufrechterhaltung der Futtermittelversorgung beigetragen. In der Binnenschifffahrt läuft alles wieder reibungslos. Wie sich die neuen Quarantäne-Maßnahmen Ungarns auf die Verfügbarkeit von Schiffsbesatzungen auf der Donau auswirken, bleibt abzuwarten. 
  • Nachdem mit dem ersten Ausbruch von Corona in China die Versorgung mit Vitaminpräparaten ins Stocken geriet und die Preise hierfür in die Höhe schossen, ist die Versorgungslage heute wieder sichergestellt.  
  • Der Internationale Getreiderat (IGC) schätzt die weltweite Sojaernte auf 366 Millionen Tonnen gegenüber 341 Millionen Tonnen im vergangenen Jahr.
  • Plötzlicher Nachfrageschub: Mit Blick auf die überraschend angeordneten Grenzschließungen und Diskussionen um die Verfügbarkeit von Transportkapazitäten orderten deutsche Viehhalter Mitte März große Mengen an Mischfutter. Die massiven Käufe befeuerten die Mischfutterherstellung und ließen die Nachfrage nach Proteinkomponenten deutlich ansteigen. Beim Sojaschrot kamen weitere preistreibende Einflüsse vom Weltmarkt dazu. Infolge der rasant gestiegenen Nachfrage sind die Preise für Sojaschrot seit Mitte März um durchschnittlich 19 Prozent gestiegen. Rapsschrot legte im gleichen Zeitraum um 16 Prozent zu. 
  • Die Situation zeigt einmal mehr, dass die weltweite Logistikkette in Krisensituationen an ihre Grenzen gerät und dass die heimische Produktion von Eiweißkomponenten – etwa als Nebenprodukt der Biokraftstoffverarbeitung – einen wichtigen Beitrag zur Sicherstellung der Ernährungs- und Versorgungssicherheit in Deutschland leistet.

Verbraucherpreise

  • Bei Nahrungsmitteln insgesamt (ohne Getränke) liegt die Teuerungsrate im März bei 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Bei frischen Lebensmitteln liegt die Teuerungsrate seit einigen Monaten darüber. Dem AMI-Frischeindex zufolge zahlen die Verbraucher in Deutschland dafür rund 5,9 Prozent mehr als vor einem Jahr. 
  • Maßgeblicher Treiber dieser Entwicklung sind wie bereits in den vergangenen Monaten die Preise für Schweinefleisch und Fleischwaren. Seit Juni 2019 kostet Schweinefleisch auf Verbraucherebene mehr als im entsprechenden Vorjahresmonat.  
  • Bei länger haltbaren Produkten schließt der LEH in der Regel länger laufende Verträge mit der Ernährungswirtschaft, so dass kaum unmittelbare Preiseffekte auftreten.  
  • Der Gastronomie und der übrige Außerhaus-Absatz sind zum Erliegen gekommen. Das trifft typische Gastronomie-Artikel wie Fleisch-Edelteile, Großgebinde Pommes, Fresh Cut Salate. Hier sind unter Umständen rückläufige Preise zu erwarten.

(Stand: 02.04.2020)

 

Zuverdienstgrenzen und Saisonsjobs in der Landwirtschaft

Das Verständnis ist groß, es gibt mittlerweile mehrere Zehntausen Menschen, die sich auf den verschiedenen Plattformen für Erntehelder und Saisonarbeiter in der Landwirtschaft eingetragen haben. Doch wie viel kann ich hinzuverdienen? Welche Einkommengrenzen gelten?

Wir haben Zuverdienst- und Einkommensgrenzen bei Saisonsjobs in der Landwirtschaft zusammengestellt.

Für Altenteiler aus der Landwirtschaft gilt übrigens: In 2020 dürfen Sie aufgrund der Gesetzesänderung nun unbegrenzt hinzuverdienen, ohne Renteneinbußen zu haben. 

Grafik: DBV
(Grafik: DBV)

(Stand: 2. April 2020)

 

Corona-Soforthilfe – Die wichtigsten Informationen für Landwirte

Die Soforthilfen des Bundes für wirtschaftlich durch die Corona-Pandemie geschädigte Kleinunternehmen gelten auch für Landwirte und Betriebe mit landwirtschaftlicher Urproduktion mit bis zu 10 Beschäftigten.

Die wichtigsten Informationen in Kürze: 

  • Die Antragsteller müssen einen Liquiditätsengpass infolge der Corona-Pandemie darlegen.  
  • Die Antragstellung erfolgt über Stellen der Länder. 
  • Die Bundesförderung geschieht ergänzend zu Soforthilfen der Länder. 
  • Unternehmen mit bis zu 5 Beschäftigten/Vollzeitäquivalent können einen einmaligen Zuschuss von bis zu 9.000 Euro, Unternehmen mit bis zu 10 Beschäftigten/Vollzeitäquivalent einen Zuschuss von bis zu 15.000 Euro für jeweils drei Monate beantragen.  
  • Frist für die Antragstellung ist der 31. Mai 2020

Über weitere Details und die zuständigen Stellen der Länder informiert das Bundeswirtschaftsministerium hier.

(Stand 30. März 2020)

 

Das "Corona-Paket" und die Landwirtschaft

Die Bundesregierung hat am 23. März das so genannte „Corona-Paket“ mit Unterstützungen und Erleichterungen für die gesamte Wirtschaft beschlossen.

Die gesetzlichen Maßnahmen sollen am 25. März vom Bundestag und am 27. März vom Bundesrat beschlossen werden. Weitere Verordnungen werden folgen. Die Landwirtschaft soll in den folgenden Bereichen Unterstützung erhalten:

  • Erleichterungen bei Saisonarbeitskräften, Arbeitszeitregelungen und Hinzuverdienstgrenzen. Unter anderem soll die sog. 70-Tage-Regelung auf 115 Tage verlängert werden. Nähere Informationen siehe Bundeslandwirtschaftsministerium
  • Stundung von Steuerzahlungen und Anpassung von Steuervorauszahlungen.
  • Liquiditätshilfedarlehen der Landwirtschaftlichen Rentenbank sollen auch mit Bundesbürgschaften abgesichert werden können (Nachtragshaushalt 2020)
  • Die finanziellen Soforthilfen (Zuschüsse) für kleine Unternehmen sollen für alle Wirtschaftsbereiche einschl. Solo-Selbständige und Angehörige der Freien Berufe bis zu 10 Beschäftigten gelten. Es sind vorgesehen bis 9.000 Euro Einmalzahlung für 3 Monate bei bis zu 5 Beschäftigten und bis zu bis 15.000 Euro Einmalzahlung für 3 Monate bei bis zu 10 Beschäftigten. Die Einzelheiten der Abwicklung und Antragstellung stehen noch nicht fest. Sektorspezifische Einschränkungen soll es dem Vernehmen nach nicht geben.
  • Vereine, Genossenschaften und Unternehmen können Beschlüsse elektronisch/im Umlaufverfahren herbeiführen
  • Besonderes Leistungsverweigerungsrecht/Zahlungsaufschub für viele Schuldverhältnisse befristet bis Ende September 2020. Siehe Bundesjustizministerium

(Stand 23. März 2020)

 

Das KfW-Sonderprogramm 2020 startet

Es unterstützt Unternehmen, die wegen der Corona-Pandemie vorübergehend in Finanzierungsschwierigkeiten geraten sind. Kleine, mittelständische und auch große Unternehmen können ab sofort über ihre Hausbank Anträge stellen. Die Auszahlungen erfolgen schnellstmöglich, die Mittel für das Sonderprogramm sind unbegrenzt. Mehr Informationen auf der KfW-Website.

(23.03.2020)

 

Besondere Herausforderungen der Land- und Ernährungswirtschaft durch die Corona-Pandemie

Die Land- und Ernährungswirtschaft gewährleistet die Versorgungssicherheit der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln. In der aktuellen Situation der Ausbreitung des Corona-Virus in der Bevölkerung stellen sich besondere Herausforderungen.

Dazu gehören insbesondere:

  • Die Einstufung der Landwirtschaft als Teil der kritischen Infrastruktur für die Ernährung der Bevölkerung; hiermit verbunden sollten Ausnahmen bei den Arbeitszeitregelungen und der Kinderbetreuung auch für das Personal in der Land- und Ernährungswirtschaft gelten.
     
  • Die Sicherung von Saisonarbeitskräften in der Landwirtschaft, besonders im Gartenbau. Dazu sind Reise- und Transitmöglichkeiten für Saisonarbeitskräfte aus der EU insbesondere aus Rumänien und Polen zu eröffnen, einschl. der Klärung der Wiedereinreise in das Heimatland. Vorübergehende Erleichterungen für inländische Saisonarbeitskräfte sollten ergänzend hinzukommen.
     
  • Die generelle Offenhaltung der Grenzen für den Waren- und Lieferverkehr, insbesondere innerhalb der Europäischen Union.
     
  • Die Öffnung steuerlicher und liquiditätssichernder Maßnahmen auch für Landwirtschaft, da teilweise starke Umsatzeinbußen entstehen können, z.B. Urlaub auf dem Bauernhof.
     
  • In der Tierhaltung: Laut Friedrich-Löffler-Institut gibt es bisher keine Hinweise darauf, dass sich Nutztiere mit SARS-CoV-2 infizieren können. Demzufolge sollte eine Versorgung der Tiere oder anderweitige Arbeiten auf dem Betrieb weiter möglich sein, sofern die unter häusliche Quarantäne gestellte Person den Kontakt zu anderen Personen meidet und entsprechende Hygienemaßnahmen konsequent umsetzt.
     
  • Die Landwirte sollen ebenfalls darauf achten, ihre sozialen Kontakte zu reduzieren. Denn sind Personen mit SARS-CoV-2 infiziert, werden diese sowie alle möglichen Kontaktpersonen 14 Tage unter häusliche Quarantäne gestellt. Landwirtschaftliche Betriebe sollten klären, wie sie ihre Tiere bzw. Pflanzen weiter versorgen, wenn Betriebsleiter, Familienarbeitskräfte und/oder Mitarbeiter ausfallen.