25.10.2022

Vor dem Hintergrund der dramatischen Lage für die deutsche Schweinehaltung fordert der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, auf dem DBV-Veredlungstag 2022 im bayerischen Essenbach die Politik auf, alles dafür zu tun, um die Schweinehalter in dieser herausfordernden Zeit zu unterstützen: „Nahezu täglich steigen Betriebe aus der Schweinehaltung aus. Kaum einer investiert noch in neue Ställe. Deshalb brauchen unsere Schweinehalter jetzt dringend Zukunftsperspektiven. Der Umbau der Tierhaltung muss zwingend durch langfristige Verträge gesichert werden. Und auf die Haltungskennzeichnung muss zwingend auch eine Herkunftskennzeichnung folgen. Sonst kommen wir beim Tierwohl nicht voran und die Schweinehaltung wird noch weiter ins Ausland verlagert.“

DBV-Veredlungspräsident Hubertus Beringmeier kritisiert den aktuellen Gesetzentwurf zur Haltungskennzeichnung: „Der Entwurf weist handwerklich erhebliche Schwächen auf, mit denen die angestrebte Wirkung nicht nur verfehlt, sondern in Teilen sogar konterkariert wird. Beispielsweise ist die Sauenhaltung nicht berücksichtigt. So können Schweine und Schweinefleisch mit anderen Standards aus dem Ausland in den heimischen Markt importiert werden und würden das Tierwohllabel erhalten. Das ist eine Einladung zur Verbrauchertäuschung. Dieser Entwurf muss jetzt im parlamentarischen Verfahren noch deutlich nachgebessert werden.“

Zudem entstehe eine erhebliche bürokratische Mehrbelastung, weil weder ein Anschluss an vorhandene amtliche Meldesysteme noch an private Qualitätssicherungssysteme hergestellt werden soll. Außerdem sei der Anwendungsbereich nicht weitreichend genug gestaltet. Dringend müsse auch der Bereich der Verarbeitungsware und neben dem Lebensmitteleinzelhandel auch Verarbeiter, Großverbraucher sowie Gastronomie mit einbezogen werden.

Die Schweinehaltung in Deutschland steht bereits seit längerer Zeit unter erheblichem Druck. Vor allem die Corona-Pandemie mit den Lockdown-Maßnahmen hatten zu einem massiven Preisverfall und „Schweinestau“ geführt. Erschwerend kommen die Auswirkungen der Afrikanischen Schweinepest hinzu. Durch Krieg und Inflation wird der Sektor nun zusätzlich durch bisher nie gekannte Futter- und Energiekosten belastet.