08.01.2020

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, sieht im Insektenatlas von BUND und Böll-Stiftung keine neuen Erkenntnisse: „Wir erkennen seit langem an, dass es beim Insektenschutz Handlungsbedarf gibt - gesamtgesellschaftlich und in der Landwirtschaft.“ Insekten als Bestäuber und Nützlinge seien essentiell für die Landwirtschaft, aber der Schutz der Kulturpflanzen vor Schädlingen dürfe nicht unberücksichtigt bleiben.

Es greife zu kurz, beim Insektenschutz nur auf Pflanzenschutz und Agrarpolitik abzustellen. Schlüsselfaktor für den Bestandsrückgang ist auch nach Aussage des Insektenatlas der Verlust von Lebensräumen. „Maßnahmen müssen daher auch bei Landschaftsstrukturen, bei der Erhaltung von Habitaten und damit auch beim Flächenverlust ansetzen. Entgegen aller politischen Bekundungen ist der Flächenfraß aktuell wieder auf fast 80 ha pro Tag gestiegen. Schaffen wir hier keine Trendumkehr, werden wir bei der Erhaltung der Artenvielfalt wenig Erfolg haben“, so Rukwied.

„Wir haben geeignete Maßnahmen entwickelt und werden diese weiter in die Fläche bringen, wie beispielsweise Blühstreifen, Extensiv-Getreide, Altgrasstreifen, Landschaftselemente, Saumstrukturen oder Honigbrachen. Der Schutz von Insekten und Biodiversität muss für die Betriebe attraktiver Teil der Fruchtfolge werden. Mit Naturschutz müssen Betriebe auch Einkommen erwirtschaften können“, schlägt Rukwied vor. Der DBV will diese erfolgreichen Maßnahmen über die GAP umsetzen, und zwar über EcoSchemes und Agrarumweltprogramme. „Die Gemeinsame Agrarpolitik muss moderner, grüner und flexibler werden – das heißt Hemmnisse abbauen und Anreize schaffen. Wir brauchen auch eine Stärkung der Naturschutzberatung in den Ländern“, so die Forderung des DBV-Präsidenten. Der DBV setzt auch auf die Bereitschaft von Bund und Ländern, bei der Umsetzung von Agrarumweltprogrammen neue Wege zu gehen und auch in Deutschland zu erproben. Ein Beispiel könne das niederländische Modell der von Landwirten getragenen Naturschutz-Kooperativen sein. Regional angepasste, landschaftsbezogene und betriebsübergreifende Konzepte zur Förderung der Biodiversität mit Flexibilität und Toleranz in der Umsetzung für die Betriebe müssen das Ziel sein.