Auf dem diesjährigen Veredlungstag des Deutschen Bauernverbandes (DBV) verdeutlicht DBV-Präsident Joachim Rukwied die fehlenden Perspektiven für die Schweinehaltung in Deutschland und mahnt dringenden politischen Handlungsbedarf an. „Wir haben in den letzten zehn Jahren fast die Hälfte der schweinehaltenden Betriebe in Deutschland verloren. Dieser massive Strukturbruch muss gestoppt werden. Insbesondere bei der Novellierung des Tierschutzgesetzes besteht trotz sinnvoller Änderungen, die wir als Branche unterstützen, in einigen Bereichen noch erheblicher Nachbesserungsbedarf. Unsere Tierhalter stehen zur Weiterentwicklung des Tierschutzes und wollen ihre Ställe umbauen. Insbesondere die Vorgaben für die Schweinehaltung führen jedoch in der Praxis zu weniger Tierschutz und mehr Bürokratie. Wenn das Tierschutzgesetz in der jetzigen Form kommt, schaltet die Politik zahlreichen Tierhaltern das Licht aus, sorgt für eine weitere Verlagerung der Tierhaltung ins Ausland und konterkariert damit das gesellschaftlich gewünschte hohe Tierwohl“, kritisiert Rukwied.
Auch der Veredlungspräsident des Deutschen Bauernverbandes, Hubertus Beringmeier, macht deutlich, dass ein allgemeines Bekenntnis zu einer zukunftsfähigen Tierhaltung in Deutschland nicht ausreiche. Für eine erfolgreiche Weiterentwicklung der Tierhaltung und insbesondere der Schweinehaltung sei ein breites Maßnahmenpaket notwendig, wie es die Borchert-Kommission einst vorgelegt habe. Beringmeier betont weiter: „Unsere Forderungen sind nach wie vor aktuell: Die inzwischen auf den Weg gebrachte Haltungskennzeichnung muss umfassend nachgebessert werden und auch die Herkunftskennzeichnung muss umgesetzt werden. Außerdem brauchen unsere Tierhalter dringend Anpassungen im Bau- sowie Genehmigungsrecht, um Stallumbauten auch wirklich zu ermöglichen. Nicht zuletzt ist zudem das Bundesförderprogramm lediglich ein erster Schritt und muss dringend ausgeweitet werden. Lückenhaftes Stückwerk bringt uns nicht weiter. Es mangelt an Investitionsbereitschaft, weil für unsere tierhaltenden Betriebe Zukunftsperspektiven und politische Rahmenbedingungen fehlen. Mit Blick auf die Afrikanische Schweinepest müssen wir feststellen, dass der Bund betroffene Betriebe in Restriktionsgebieten bisher viel zu wenig unterstützt!“
Hintergrund: Die vielfältigen Herausforderungen für die Tierhaltung durch gesetzliche Verschärfungen und marktwirtschaftliche Unwägbarkeiten haben in der jüngeren Vergangenheit zu einem zunehmenden und sich beschleunigenden Rückgang der Tierhaltung geführt. Familien- und Mehrfamilienbetriebe, die seit Generationen Tierhaltung betreiben, geben zunehmend ihre Betriebe auf. Damit gehen letztendlich auch Wertschöpfung und Einkommen für die vor- und nachgelagerten Bereiche sowie für den ländlichen Raum verloren.