„In der jetzigen Ausnahmesituation ist die Förderung der EU für die private Lagerung von Milch- und Fleischprodukten das Instrument der Wahl, um schnell und punktgenau Stabilität an den Agrarmärkten zu gewinnen. Die Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie führen zu einer noch nie gesehenen Marktsituation. Im Einzelhandel werden derzeit Umsatzrekorde verbucht, während in der Gastronomie der Absatz plötzlich entfallen ist. Die gesamte Logistik der Lebensmittelkette steht unter Stress, wie Milchtankwagen, Fleischzerlegung, Beschaffung von Verpackungsmaterial, Kapazitäten von Verpackungsmaschinen und Distribution. Die Preise für einige Marktsegmente sind stark unter Druck geraten, weil einige Verarbeiter große Absatzprobleme in Richtung Großverbraucher haben. Die Nachfrage nach Lebensmitteln ist infolge des Corona-Geschehens aber nicht grundsätzlich eingebrochen. Vieles wird jetzt auch davon abhängen, wie schnell die Exporte nach China wieder anlaufen.
Bei den Molkereien müssen auch diejenigen mit Absatzeinbrüchen selbst handeln und sich darum bemühen, ihre Liquidität über den Corona-Rettungsschirm (KfW und Förderbanken der Länder) abzusichern. In diesem Rahmen können dann auch einzelunternehmerische Entscheidungen zur vorübergehenden Mengendrosselung notwendig sein.
Eine erneute allgemeine Diskussion um staatlich verordnete Milchmengenreduktion ist nicht hilfreich, weil sie kurzfristig ergebnislos bleiben wird und weil sie noch relativ gut laufende Marktsegmente beeinträchtigen würde. Jetzt ist wirtschaftlicher Pragmatismus anstelle der Wiederholung ergebnisloser Grundsatzdebatten angesagt.“