Immer mehr Bauern prüfen eine Umstellung auf den Ökolandbau. Laut aktuellem DBV-Konjunkturbarometer vom Dezember 2020 können sich 17,2 Prozent der Landwirte eine Umstellung zum Ökolandbau vorstellen. Vor einem Jahr, 2019, lag der Wert noch bei 18,4 Prozent. Das Interesse ist also leicht zurückgegangen und ein Teil der Betriebe hat inzwischen auf Ökolandbau umgestellt. Der Anteil an Öko-Betrieben in der repräsentativen Umfrage stieg von 8,5 auf 9 Prozent. Und wie bereits im Jahr zuvor sind knapp 3 Prozent der deutschen Landwirte fest zur Umstellung entschlossen. In den Jahren zuvor war das Umstellungsinteresse stetig angestiegen: 2018 lag das Umstellungsinteresse bei 16 Prozent und 2017 bei 15 Prozent, davor lag es lange Jahre bei etwa 11 Prozent.
Spürbar abgenommen hat im Jahresvergleich das Umstellungsinteresse bei den tierhaltenden Betrieben; im Futterbau von 21,4 Prozent in 2019 auf 19,7 Prozent in 2020 und bei den Veredelungsbetrieben von 14,2 Prozent auf 11 Prozent . Betriebe mit Ackerbau können sich hingegen etwas häufiger vorstellen den Betrieb umzustellen als im Vergleich zum Vorjahr; der Anteil kletterte um absolut 1 Prozent auf 17,2 Prozent der Ackerbaubetriebe.
Der DBV-Öko-Beauftragte und Brandenburger Bauernpräsident Hendrik Wendorff hält die Realisierung des 20 Prozent-Ziels von Bund und Ländern für möglich, wenn der Markt mitmacht: „Mit mehr als 20 Prozent Flächenanteil hat die Politik für den Ökolandbau in den nächsten Jahren ambitionierte Ziele. Theoretisch ist dies auch möglich, denn der Öko-Markt prosperiert, wird allerdings noch zu oft mit Importwaren versorgt. Darum praktisch angefragt: Welche Bäcker- oder Handelsketten gehen nun beispielhaft voran und stellen ihr Brot- und Brötchensortiment komplett auf heimischen Öko-Roggen um? An uns Bauern wird es nicht scheitern, wenn der Markt unsere heimischen Öko-Produkte aufnimmt. Die Bauern stellen um, wenn die Vermarktung und damit das Öko-Preisniveau gesichert sind.“
Für weitere Umstellung muss die Nachfrage im Mittel der Jahre im Einklang mit der zusätzlichen Öko-Erzeugung wachsen und Importe durch deutsche Rohstoffe ersetzt werden. Durch die starke Umstellungstätigkeit in den letzten 6 Jahren reicht das deutsche Öko-Rohstoffaufkommen bereits jetzt, um den inländischen Öko-Konsum an Getreideprodukten, Milch und Rindfleisch zu decken. Derzeit werden beispielsweise noch immer fast 30 Prozent des deutschen Öko-Milchverbrauchs importiert, obwohl deutsche Milchviehbetriebe auf der Umstellungswarteliste der Molkereien stehen.
Die deutsche Öko-Ackerfläche hat von 2015 bis 2020 laut AMI-Daten (Agrarmarkt Informations-Gesellschaft) um 69 Prozent zugenommen, die Öko-Schweinehaltung um 58 Prozent und die Öko-Milcherzeugung wuchs in den letzten sechs Jahren sogar um 69 Prozent. Damit legen im Ökolandbau die marktrelevanten Bereiche besonders stark zu, während vorher lange Zeit überproportional extensive Grünlandstandorte umgestellt wurden. Der Einfluss des Öko-Marktpreises auf die ökonomische Nachhaltigkeit der Öko-Betriebe ist infolge stark gewachsen.
Ende 2019 lag der Öko-Flächenanteil bei rund 10 Prozent und über 12 Prozent der deutschen Betriebe wirtschafteten ökologisch. Für das DBV-Konjunkturbarometer von „produkt + markt“ werden im Westen Deutschlands Betriebe mit über 30 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche und im Osten Deutschlands Betriebe mit über 100 Hektar und mehr befragt, um vor allem die Konjunkturlage der Haupterwerbsbetriebe abzubilden. Das führt zu dem abweichenden Anteil an Öko-Betrieben im Umfrageergebnis.
Detailliertere Daten zur Umstellungsbereitschaft aus dem DBV Konjunkturbarometer finden Sie im Download.