20.12.2019

Getreidemarkt

Im Wirtschaftsjahr 2019/20 wurden in Deutschland 44,4 Millionen Tonnen Getreide geerntet. Die Erntemenge hat sich gegenüber dem Dürrejahr 2018 (37,9 Millionen Tonnen) somit deutlich erholt und wieder dem langjährigen Durchschnitt genähert. Auch in der EU-28 normalisierte sich die Erntemenge mit 316 Millionen Tonnen (2018: 290 Millionen Tonnen). Damit sind nun auch die Mengen vorhanden, um wieder in das Exportgeschäft einzusteigen. Dies ist bereits erfolgreich gelungen – in den ersten 22 Wochen des laufenden Wirtschaftsjahres exportierte die EU-28 rund 11 Millionen Tonnen Weizen. Gegenüber der Exportmenge des Vorjahreszeitraumes von 7 Millionen Tonnen entspricht dies einer Steigerung von 58 Prozent. Auch wenn der Export die Preise stützt, überwiegt grundsätzlich Preisdruck aufgrund der komfortablen weltweiten Versorgungslage. So geht das US-amerikanische Landwirtschaftsministerium von einem Aufbau der weltweiten Weizenbestände auf 288 Millionen Tonnen aus. Vor diesem Hintergrund erreichen die Erzeugerpreise für Brotweizen im Bundesdurchschnitt nur 159 Euro pro Tonne. Das Preisniveau des Vergleichsmonats des Vorjahres in Höhe von 187 Euro pro Tonne wird also um 15 Prozent verfehlt. Anzeichen für Preissteigerungen lassen sich kaum ausmachen. International drängt die – wenn auch insbesondere in diesem Jahr kleinere – Erntemenge der Südhalbkugel auf die Märkte. National rückt die Sorge vor der sich nähernden Afrikanischen Schweinepest in den Fokus und für die neue Ernte ist in vielen Regionen ein Auffüllen der Bodenwasservorräte dringend geboten.

Rindfleischmarkt

Auch im Jahr 2019 zeichnete sich der seit 2014 anhaltende Trend der stetig sinkenden Rinderbestände ab. So ergab die letzte Zählung einen Bestand von 11,9 Mio. Tieren, 800.000 weniger als noch vor fünf Jahren. Gleichzeitig ist auch die Anzahl der Jungtiere und Kälber sowie der Milchkühe überproportional zurückgegangen. Das liegt sowohl im Strukturwandel begründet, als auch in den von Hitze geprägten Sommermonaten, einhergehend mit einem knappen Futteraufkommen, und in niedrigen Erzeugerpreisen für Milch. Die Produktion dürfte dementsprechend auch 2020 leicht zurückgehen.

Nach wie vor liegen die Rinderpreise sowohl bei Jungbullen als auch bei Schlachtkühen deutlich unter Vorjahresniveau. Während die Jungbullenpreise für R3-Tiere derzeit einen leichten Aufwind erfahren und im Jahresdurchschnitt 3,56 €/kg Schlachtgewicht erbrachten, ist der Trend bei den Schlachtkühen weiter sinkend, mit einem Jahresdurchschnitt von 2,80 €/kg Schlachtgewicht für O3 Kühe. Ein sich EU-weit abzeichnender Trend.

In den vergangenen 10 Jahren hat der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch in Deutschland abgenommen und liegt derzeit bei 59,8 kg/a. Auch wenn Schweinefleisch bislang Favorit unter den Fleischarten ist, so entwickelte sich die Rindfleischnachfrage seit Jahren leicht steigend bis zu einem derzeit stabilen Niveau von 9,6 kg pro Kopf und Jahr. Infolge der Hitzewelle in 2018 und 2019 stagnierte die Nachfrage jedoch. Von Januar bis September 2019 wurden mit insgesamt 2,52 Mio. Rindern rund 0,5 % weniger Tiere als im Vorjahr geschlachtet, wobei dieser Rückgang in erster Linie auf ein geringeres Angebot bei den Kühen zurückzuführen ist. Die Exporte von deutschen Zucht- und Nutzrindern haben sich gegenüber dem Vorjahr leicht erhöht. Anders sieht es beim Rindfleischexport aus. Wurden 2016 noch insgesamt 403. 000 t in die EU und Drittländer exportiert, waren es im Jahr 2018 nur noch 364.000 t. Hauptabsatzländer sind neben den Niederlanden Frankreich, Dänemark und Italien. Der Import an Rindfleisch übersteigt inzwischen den Export. Auch 2020 dürften insbesondere hochwertige Teilstücke aus Südamerika an Bedeutung gewinnen.

Schweinefleischmarkt

Die Schlachtschweinepreise habe im letzten Monat ein Rekordhoch verzeichnet. Lag die VEZG-Preisempfehlung Anfang des Jahres noch bei 1,36 €/kg SG, wurden Mitte Dezember sagenhafte 2,03 €/ kg SG verkündet. China und andere von der ASP betroffene Länder Asiens haben aufgrund der dort grassierenden Schweinepest einen hohen Einfuhrbedarf an Schweinefleisch. Bis Ende September führte die EU knapp 3,2 Mio. t Schweinefleisch aus, wovon fast die Hälfte nach China ging. Deutschland zählt hierbei neben Spanien zu den wichtigsten Lieferländern. Durch das knappe Angebot sowie die hohe Nachfrage Chinas lagen die Preise für Schlachtschweine, Schlachtsauen und Ferkel erheblich über dem entsprechenden Vorjahresstand. Auch 2020 könnte Deutschland vom enormen Importbedarf Chinas profitieren. Unwägbarkeiten bestehen aus jetziger Sicht aufgrund der Auswirkungen des Brexit, da Großbritannien der Hauptmarkt für deutsche Wurstwaren ist, und bei einem möglichen ASP-Ausbruch in Deutschland mit evtl. Exportsperren.

Der Strukturwandel in der Schweinehaltung setzt sich weiter fort. Waren es 2015 noch 28 Mio. gehaltene Schweine in Deutschland, verminderte sich der Viehbestand gegenüber 2018 um fast 4 % auf 25,9 Mio. Tiere. In der längerfristigen Betrachtung verringerte sich die deutsche Schweineherde innerhalb von fünf Jahren um fast 8 %. Bei den Sauen ist seit 2014 ein Rückgang um 13 % zu verzeichnen. Ursächlich hierfür sind die wirtschaftlich schwierigen Bedingungen für die Schweinehalter, aber auch die immer weiter steigenden gesetzlichen Vorgaben für die Tierhaltung.

Ein Rückgang der Schweinebestände ist EU-weit zu beobachten. Ausnahme bildet Spanien, das in den letzten Jahren seinen Schweinebestand und damit auch die Schlachtungen massiv ausgebaut hat. Weiter rückläufig ist auch die Anzahl der Schweine haltenden Betriebe, die nun bei 21.600 liegt. Zum Vergleich: im November 2018 gab es noch 3,5 % oder 800 Betriebe mehr. Die Zahl der gehaltenen Schweine pro Halter steigt hingegen seit 2001 kontinuierlich an.

Milchmarkt

Im Jahresmittel lag der durchschnittliche Milcherzeugerpreis im Bundesschnitt leicht über 33 Ct/kg und entsprach damit exakt dem langjährigen Mittelwert. Auch der Start ins Jahr 2020 wird bzgl. der Erzeugerpreise auf diesem Niveau erfolgen. Dennoch war 2019 milchwirtschaftlich ein besonderes Jahr: Denn zum einen lagen die Produktionskosten für Rohmilch in vielen Regionen Deutschlands angesichts der Hitze- und Dürresommer 2018 und 2019 – und der damit einhergehenden mangelhaften Futterernte – deutlich über den vergangenen Jahren. Zum anderen waren die Erzeugerpreise 2019 extrem stabil. Sie bewegten sich im Bundesschnitt im Jahresverlauf nur in einem schmalen Bereich zwischen 32,6 bis 33,8 Ct/kg. Solch stabile Verhältnisse kennt der deutsche Milchsektor nur aus der Epoche, die von starken staatlichen Eingriffen in den Markt geprägt war – also bis etwa zum Jahr 2007. Gehören nun also Jahre mit extrem schwankenden Milchpreisen wieder der Vergangenheit an? Sind die Forderungen des Deutschen Bauernverbandes nach einer moderneren und marktgerechten Gestaltung der Lieferbeziehung – und hierbei auch die Etablierung von Preisabsicherungselementen zwischen Milchbauern und Molkereien – obsolet geworden? Davon ist nicht auszugehen. Im zunehmend liberalisierten Milchmarkt wird es ganz im Gegenteil weiterhin eine Vielzahl globaler Einflussfaktoren geben, die den Markt kaum vorhersehbar schwanken lassen. Die Etablierung von Preisabsicherungselementen in den Lieferbeziehungen zwischen Molkereien und Milchbauern ist weiterhin notwendig und es ist zu begrüßen, dass nun auch (endlich) größere deutsche Molkereiunternehmen entsprechende Umsetzungsschritte angehen. Aktuell (Stand: 18. Dezember 2019) ist es möglich, über die Nutzung von Warenterminkontrakten für das Jahr 2020 einen umgerechneten Milchwert in Höhe von durchschnittlich 37 Ct/kg abzusichern. Diese Absicherungsmöglichkeit ist durch praktikable Angebote den Milchbauern auch nutzbar zu machen.

Deutsche Öko-Erzeugung wächst weiter

Der deutsche Ökolandbau hat seit 2016 mit jährlichen Wachstumsraten über 10% um gut 50% an Fläche und Betrieben zugenommen. In 2019 mussten die Erzeuger ein leichtes Preisminus von etwa 10% bei Öko-Getreide und Milch hinnehmen. Dennoch sieht der DBV weiter Chancen für marktorientierte Öko-Umstellung, da der deutsche Öko-Lebensmittelmarkt 2019 wieder um 10% gewachsen sein dürfte und jetzt bei 12 Mrd. € liegt. Wer umstellt, sollte aber vorher Kontrakte oder andere verlässliche Absprachen mit Abnehmern und Öko-Verarbeitern vereinbart haben. Seit Jahren äußern mehr als 15% der deutschen Bauern Interesse an einer Öko-Umstellung. Hauptbarrieren sind dabei Sorgen um die Wirtschaftlichkeit und Absatzsicherheit.