Nach den Ergebnissen des Konjunkturbarometer Agrar für den Monat Juni hat sich die wirtschaftliche Stimmungslage der deutschen Landwirte gegenüber März 2020 leicht erholt. Mit 15,8 fällt der Indexwert jedoch weiterhin relativ niedrig aus. Ursachen sind die ungünstigen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen sowie die Auswirkungen der Corona-Krise, wie aus den Ergebnissen des aktuellen Konjunkturbarometer Agrar des Deutschen Bauernverbandes (DBV) hervorgeht.
Zwar fühlen sich nur 10 Prozent der repräsentativ befragten Landwirte von der Corona-Krise in ihrem Wirken eingeschränkt, aber 22 Prozent wollen ihre geplanten Investitionen deswegen auf unbestimmte Zeit verschieben. Ein Drittel der Landwirte verzeichnet als Folge der Krise Umsatzeinbußen. Besonders hoch ist dieser Anteil unter den Milchviehbetrieben. 13 Prozent der Befragten geben an, auf Grund der Corona-Krise einen zusätzlichen Liquiditätsbedarf zu haben. 30 Prozent der Landwirte teilen die Einschätzung, dass mit der Corona-Situation die Landwirtschaft wieder einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft bekommen wird. In der Märzerhebung waren es sogar 46 Prozent. Fast die Hälfte der Landwirte ist dagegen der Meinung, dass durch das Virus die Sorgen und Nöte der landwirtschaftlichen Betriebe aus dem Blick geraten könnten.
Der Indexwert des Konjunkturbarometers bildet die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung und die Erwartungen an die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung ab. Beide Werte fallen gegenüber März 2020 etwas besser aus, jedoch zeugen besonders die Zukunftserwartungen im Zeitvergleich von einer nur geringen Zuversicht.
Die Investitionsplanungen der Landwirte für die kommenden sechs Monate bleiben niedrig. Nur 26 Prozent der Landwirte wollen in dieser Zeit investieren. Das für die nächsten sechs Monate geplante Investitionsvolumen liegt mit 3,9 Milliarden Euro um 0,2 Milliarden Euro unter dem entsprechenden Vorjahresstand. Rückläufig sind vor allem Investitionen in Wertschöpfung schaffende und Tierwohl fördernde Ställe einschließlich Hof- und Stalltechnik. Dafür sind im nächsten halben Jahr nur 2,1 Milliarden Euro an Investitionen vorgesehen. Das sind im Jahresvergleich 0,2 Milliarden Euro weniger. Die beabsichtigten Investitionsvolumina in Maschinen und Geräte steigen dagegen etwas an.
Die Liquidität der Betriebe hat sich seit Dezember zwar kaum verändert, fällt aber im Jahresvergleich deutlich schwächer aus. In Futterbaubetrieben und in Betrieben im Osten Deutschlands ist die Liquiditätslage besonders häufig angespannt.
Auf der Notenskala von 1 bis 5 wird die aktuelle wirtschaftliche Situation im Durchschnitt der Betriebe mit 3,03 etwas weniger ungünstig beurteilt als die zukünftigen Aussichten mit einem Wert von 3,21. Während die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Situation in den Veredlungsbetrieben gegenüber März deutlich schlechter ausfällt, bleibt die Stimmungslage in den Acker- und Futterbaubetrieben nahezu unverändert eher gedrückt. Die Zukunftserwartungen hingegen sind in allen Betriebsformen wenig optimistisch, auch wenn Acker- und Futterbaubetriebe wieder zuletzt etwas zuversichtlicher in die Zukunft blicken.
Im Vergleich zum Frühjahr wird die Entwicklung der Schweinepreise deutlich negativer bewertet, aber auch die Verkaufspreise für Milch und Rindfleisch drücken die Stimmungslage ebenso wie schlechtere Ernteerwartungen. Positiver Einfluss auf die Stimmungslage geht dagegen vor allem von der Entwicklung der Einkaufspreise für Betriebsmittel aus. Im Vergleich zum Juni des Vorjahres fallen auch die Ernteerwartungen spürbar schlechter aus.
Das Konjunktur- und Investitionsbarometer Agrar wird vierteljährlich im Auftrag des DBV, des VDMA Fachverbandes Landtechnik und der Landwirtschaftlichen Rentenbank in einer repräsentativen Umfrage ermittelt. Zur aktuellen Runde im Juni 2020 befragte das Marktforschungsinstitut Produkt + Markt dazu 854 Landwirte in ganz Deutschland.