21.01.2021

Nach den Ergebnissen des DBV-Konjunkturbarometer Agrar für den Monat Dezember hat sich die Stimmungslage in der deutschen Landwirtschaft weiter verschlechtert. Ursachen sind die ungünstigen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen sowie die Corona- und ASP-bedingten Auswirkungen auf den Schweinemarkt.

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, fordert auf Grund dieses Befundes die Bundesregierung auf, bei anstehenden Gesetzesvorhaben vor allem die Wirtschaftlichkeit der Betriebe im Blick zu haben: „Die wirtschaftlichen Spielräume sjnd äußerst klein geworden sind. Das geplante Insektenschutzgesetz beispielsweise ist so weitreichend, dass es die Existenz betroffener Landwirte gefährden wird. Jahrhundertealte Kulturlandschaften würden sich im Bild drastisch verändern. Deshalb fordern wir die Bundesregierung auf, anstelle von Verboten im Aktionsprogramm Insektenschutz auf ein Anreizsystem und kooperativen Naturschutz zu setzen.“

Der Indexwert des Konjunkturbarometers Agrar fällt im Dezember mit 11,0 noch etwas schlechter aus als in der vorangegangenen Befragung von September 2020 (12,3). Der Indexwert bildet die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung und die Erwartungen an die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung ab. Während die aktuelle wirtschaftliche Lage gegenüber September spürbar schlechter bewertet wird, sind die Hoffnungen auf eine künftig wieder bessere wirtschaftliche Lage etwas gestiegen.

Die Investitionsplanungen der Landwirte bleiben im Dezember spürbar hinter dem entsprechenden Vorjahresniveau zurück. Nur 30 Prozent der Landwirte planen für die kommenden sechs Monate Investitionen. Das geplante Investitionsvolumen liegt mit 3,6 Milliarden Euro um 0,2 Milliarden Euro unter dem entsprechenden Vorjahresstand. Rückläufig sind vor allem Investitionen in Wertschöpfung schaffende und Tierwohl fördernde Ställe einschließlich Hof- und Stalltechnik. Dafür sind im nächsten halben Jahr nur 1,8 Milliarden Euro an Investitionen vorgesehen, 0,2 Milliarden Euro weniger als im Vorjahr. Die Investitionen in Maschinen und Geräte steigen dagegen im Jahresvergleich von 1,05 auf knapp 1,15 Milliarden Euro. Grund ist das Investitions- und Zukunftsprogramm Landwirtschaft (IuZ) zur Förderung umwelt- und klimaschonender Landtechnik. Allerdings geht mit dem damit verbundenen drastischen Anstieg des Kaufs von Dünge- und Pflanzenschutztechnik ein deutlicher Rückgang der Investitionen in Ernte- und Transporttechnik einher.

Die Liquidität der Betriebe hat sich gegenüber September merklich verschlechtert. Im Dezember 2020 gaben 18 Prozent der Betriebe an, dass ihre Liquiditätslage angespannt oder sehr angespannt ist. Im September waren es noch entsprechend 15 Prozent. Besonders hoch ist dieser Anteil unter den Veredlungsbetrieben (26 Prozent).

Auf der Notenskala von 1 bis 5 wird die aktuelle wirtschaftliche Situation im Durchschnitt der Betriebe mit 3,28 etwas ungünstiger beurteilt als die zukünftigen Aussichten mit einem Wert von 3,17. Veredlungsbetriebe beklagen eine erhebliche Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage seit dem Frühjahr. Aber auch in Futterbetrieben hat sich die wirtschaftliche Lage weiter eingetrübt. Ackerbaubetriebe dagegen stufen ihre Lage im Vergleich zu den Nutztierhaltern etwas besser ein.

In den Veredlungsbetrieben wächst die Hoffnung, dass sich die wirtschaftliche Lage wieder bessert. Zweckoptimismus macht sich breit. Die Zukunftserwartungen der Acker- und Futterbaubetriebe haben sich gegenüber September kaum verändert und sind eher von wenig Optimismus geprägt.

Im Jahresvergleich fällt die Beurteilung der Schweinepreise erheblich schlechter aus. Aber auch die Milch-, Rinder- und Futtermittelpreise werden schlechter beurteilt als im Dezember 2019. Günstiger werden im Jahresvergleich die Preise für Getreide, Düngemittel und Energie bewertet. Die politischen Rahmenbedingungen werden zwar im Jahresvergleich etwas besser beurteilt, haben aber weiterhin einen eher negativen Einfluss auf die Stimmungslage der Landwirte.

Die Corona-Krise hinterlässt ihre Spuren auch in der Landwirtschaft. Aktuell fühlen sich 15 Prozent der repräsentativ befragten Landwirte von der Corona-Krise in ihrem Wirken eingeschränkt (März 11 Prozent) und 23 Prozent wollen ihre geplanten Investitionen deswegen auf unbestimmte Zeit verschieben (März 26 Prozent). Nur noch 18 Prozent der Landwirte teilen die Einschätzung, dass mit der Corona-Situation die Landwirtschaft wieder einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft bekommen wird. In der Märzerhebung waren es noch 46 Prozent. 54 Prozent der Landwirte (März 47 Prozent) sind dagegen der Meinung, dass durch das Virus die Sorgen und Nöte der landwirtschaftlichen Betriebe aus dem Blick geraten könnten.

Das Konjunktur- und Investitionsbarometer Agrar wird vierteljährlich im Auftrag des DBV, des VDMA Fachverbandes Landtechnik und der Landwirtschaftlichen Rentenbank in einer repräsentativen Umfrage ermittelt. Zur aktuellen Runde im Dezember 2020 befragte das Marktforschungsinstitut Produkt + Markt dazu 1.500 Landwirte in ganz Deutschland.