Die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf hat für 2022 die Zahl von 4.366 vermissten, verletzten oder gerissenen Nutztieren nun offiziell bestätigt (Vorjahr: 3.374). „Die Zahlen belegen ein weiteres Mal das Scheitern der bisherigen Wolfspolitik, die nur auf vermeintlichen Herdenschutz setzt. Der Handlungsdruck beim Thema Wolf hat weiter zugenommen und wird mit der nach wie vor ungebremsten Ausbreitung weiterhin steigen“, so Eberhard Hartelt, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd und Umweltbeauftragter des Deutschen Bauernverbandes. „Trotz Herdenschutz und finanzieller Förderung ist es offensichtlich, dass eine Koexistenz zwischen Wolfsansiedlung und Weidetierhaltung nur mit einem Bestandsmanagement, sprich der gezielten und frühzeitigen Entnahme von Problemwölfen bis hin zu ganzen Rudeln, gelingen kann“, so Hartelt. Auch die Anzahl der Übergriffe ist von 975 im Vorjahr auf 1.136 gestiegen. „Wölfe haben im Jahr 2022 über 1.000-mal Nutz- und Haustiere angegriffen – das ist eine neue Qualität“, betont Hartelt. Die Zahlen der Schadensstatistik für 2022 sind laut der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf „unabhängig davon, ob und in welchem Umfang die Nutztiere zum Zeitpunkt des Übergriffs durch Herdenschutzmaßnahmen geschützt waren.“
Der Deutsche Bauernverband hat in der Vergangenheit mehrfach darauf hingewiesen, dass der Wolfsbestand reguliert werden muss, um die Weidetierhaltung und die Akzeptanz für den Beutegreifer zu sichern. Die immer mehr geforderten Kombinationen zu passiven Herdenschutzmaßnahmen, beispielsweise von höheren Zäunen, Einsatz von Herdenschutzhunden und Behirtung, führen zu einem Wettrüsten mit den Wölfen, die sich immer weiter spezialisieren. Dazu führt Hartelt aus: „Herdenschutz muss immer individuell betrachtet werden und für den einzelnen Tierhalter zumutbar sein. Wo sind die Lösungen für Almen, Deiche oder Tierhalter, die nicht mit hohen Summen bei einer Investition in Vorkasse gehen können? Darauf erhalten die Halterinnen und Halter von Nutz- und Haustieren seit Jahren keine Antwort, weil auf Seiten des Naturschutzes die sprichwörtliche Vogel-Strauß-Politik verfolgt wird. Wir müssen endlich in der Wirklichkeit ankommen und die vermehrte Entnahme als wichtigen Teil des Herdenschutzes umsetzen.“