13.03.2013

Bilaterale Freihandelsabkommen bieten Chancen

Professor Borchardt von der EU-Kommission im DBV-Präsidium
„Freihandelsabkommen bieten für die europäische Landwirtschaft Chancen, um wachstumsstarke Drittlandsmärkte zu bedienen.“ Dies erklärte der Direktor für internationale Angelegenheiten in der Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung der Europäischen Kommission, Professor Dr. Klaus-Dieter Borchardt, vor dem Präsidium des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Da die Doha-Runde im Rahmen der WTO-Verhandlungen seit 2008 keine Fortschritte mehr mache, führt die EU mit zahlreichen Ländern und Regionen bilaterale Verhandlungen, um Handelserleichterungen zu erreichen. Ziel ist es vor allen Dingen, die Zölle weitergehend zu liberalisieren. Mit Kolumbien, Peru, Zentralamerika, Singapur und der Ukraine sind Freihandelsabkommen bereits abgeschlossen worden. Mit Chile, Mexiko, den Mercosur-Ländern, Indien, Thailand, Malaysia und Ländern des afrikanischen Kontinents und Pazifikraumes sowie Kanada und den USA steht die EU in Verhandlungen oder beginnt sie bald. Die EU ist mit den USA größter Exporteur von Agrargütern, aber auch größter Importeur. Borchardt betonte, dass die bilateralen Verhandlungen über ein Handelsabkommen mit Kanada, das vermutlich im April abgeschlossen sein könnte, und mit den USA, die noch vor Sommer 2013 beginnen sollten, für die EU sehr große Herausforderungen bedeuten würden. Hier ginge es nicht nur um Zollabbau, sondern auch um Marktanteile, besondere Herstellungsstandards und Produktqualitäten. Der Verbraucherschutz habe für die EU einen großen Stellenwert. So sei das Hormonverbot bei Rindfleisch-Importen „nicht verhandelbar“, betonte Borchardt. Von den Verhandlungen mit Japan, die am 25. März starten, erhoffe man sich einen offeneren Markt für Schweinefleisch. Die Handelsabkommen mit afrikanischen Ländern beinhalteten seitens der EU immer auch Schutzklauseln für die afrikanische Landwirtschaft, damit sie eine eigenständige Landwirtschaft aufbauen könnten. Dazu sehe sich die EU entwicklungspolitisch verpflichtet. Borchardt forderte auch die deutsche Milchwirtschaft auf, neben den nationalen europäischen Märkten in stärkerem Maße wachstumsstarke Drittlandsmärkte zu bedienen. Hier hätte die deutsche Milchwirtschaft im Vergleich zu anderen globalen Wettbewerbern noch Nachholbedarf. Gerade hochwertige Milchprodukte wie Käse oder Babynahrung seien schon heute auf vielen Drittlandsmärkten stark nachgefragt. Dies könne mit bilateralen Handelsabkommen auch für den nordamerikanischen Markt ausgebaut werden.