08.04.2022

DBV-Vizepräsident Karsten Schmal hat sich im Rahmen des 12. Berliner Milchforums zu den unerwarteten und erheblichen Herausforderungen der deutschen Milchbranche geäußert, die sich als wirtschaftliche Folgen aus dem russischen Überfall auf die Ukraine ergeben. Karsten Schmal: „In den vergangenen Jahren haben wir globale Krisen zu spüren bekommen, die allesamt kaum erwartbar waren. Corona-Pandemie, Handelskriege zwischen westlichen Demokratien, großer Angriffskrieg in der europäischen Nachbarschaft. Sicher geglaubte Gewissheiten sind durch diese Krisen in Frage gestellt worden. Die Verwerfungen haben unter anderem die Ernährungssicherheit und Ernährungssouveränität weit oben auf die gesellschaftliche Agenda rücken lassen. Das erdet einige zuvor abgehobene milchpolitische Diskussionen, was jedoch nicht heißt, dass Nachhaltigkeit, Tierwohl und Umweltschutz nicht weiter auf der Agenda stehen.“

Das haben auch die inhaltlichen Schwerpunkte des Berliner Milchforums an den vergangenen beiden Tagen gezeigt. Neben den Diskussionen zur aktuell außergewöhnlichen Marktlage standen auch steigende gesellschaftliche Ansprüche an eine moderne Milchproduktion und -verarbeitung auf der Tagesordnung. Damit sich Milchbauern diesen Entwicklungen auch stellen können, müsse nun – auch kurzfristig – ein deutliches Mehr bei den Milcherzeugerpreisen auf den Betrieben ankommen. „Wir sehen im Moment sehr deutliche Marktverwerfungen. Die explodierenden Preisanstiege bei Futter- und Düngemitteln zeigen auf, dass es in den kommenden Monaten in diesen Bereichen zu Versorgungsengpässen kommen wird. Die Molkereien sind deshalb gefordert, die aktuell deutlich angestiegenen Erlösmöglichkeiten auch vollständig auf die Milchviehbetriebe zu bringen,“ so Karsten Schmal.

Mit Blick auf die gesamte Lebensmittelkette betonte Schmal: „Aktuell ist ein Schulterschluss notwendig. Ein Beispiel ist der Umgang mit der GVO-freien Fütterung. Das Rohmilchangebot wird sich deutlich verknappen, wenn der LEH darauf besteht, dass ausschließlich GVO-freie Futtermittel verwendet werden müssen. Hier ist Pragmatismus das Gebot der Stunde und eine Lösung in der Kette zu finden.“ Gleichzeitig dürfe das gemeinsam Erreichte nicht aus den Augen verloren werden. Hierzu gehöre zum Beispiel der zeitnahe Start des Tierwohlmoduls QM+, welches gemeinsam von Landwirtschaft, Molkereiwirtschaft und Lebensmitteleinzelhandel ausgearbeitet wurde.