02.01.2020

Die Stimmungslage in der deutschen Landwirtschaft ist zum Jahresende 2019 ausgesprochen angespannt und die Investitionsbereitschaft der Landwirte so niedrig wie lange nicht mehr. Nur 30 Prozent von ihnen wollen dem Konjunkturbarometer Agrar zufolge in den kommenden sechs Monaten investieren.

Nach einer Erholung in den Wirtschaftsjahren 2016/17 und 2017/18 hat sich die wirtschaftliche Situation der deutschen Landwirtschaft im Wirtschaftsjahr 2018/19 wieder deutlich verschlechtert. Die Auswirkungen der Dürre 2018 schlagen sich in den Büchern nieder. Für das laufende Wirtschaftsjahr 2019/20 ist mit Ausnahme der Schweinehaltung nicht mit einer wesentlichen Verbesserung der Unternehmensergebnisse zu rechnen.

Um die Verunsicherung zu lösen, erwarten der Landwirte mehr fachliche Fundierung bei den politischen Rahmenbedingungen. Das gilt für die erneute Novelle der Düngeverordnung, die Umsetzung des Aktionsprogrammes Insektenschutz und die Erarbeitung einer nationalen Nutztierhaltungsstrategie – einschließlich baurechtlicher Vereinfachungen. Im Natur- und Gewässerschutz erwarten die Landwirte Vorfahrt für kooperative Lösungen vor Verboten. Marktpolitisches Neuland wird mit der nationalen Umsetzung der EU-Richtlinie gegen unfaire Handelspraktiken im Lebensmittelhandel beschritten. Dazu zählen Zahlungsfristen und Verbote sachgrundloser und nachträglicher Rabatte. Die ermäßigte Versicherungssteuer für Ernteversicherungen soll Anfang 2020 um das Risiko „Trockenheit“ erweitert werden. Der DBV wird sich weiter für eine Risikorücklage in der Steuerbilanz einsetzen.

Aus Mitteln des Klimaschutzprogramms sind verschiedene Fördermaßnahmen in der Land- und Forstwirtschaft auf- und auszubauen (bis 2023 insgesamt 1,26 Mrd. Euro). Vor allem sollen Investitionen in gülle-basierte Biogasanlagen, Energieeffizienzmaßnahmen, Maßnahmen zur Humusbildung, zum Moorbodenschutz sowie zum Walderhalt und -aufbau gefördert werden.

In der Bioenergie wird die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im Mittelpunkt stehen. Es geht darum, bei Biogas und Holzenergie Perspektiven für einen Weiterbetrieb im kommenden Jahrzehnt zu schaffen. Bei der Umsetzung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED II) wird der DBV auf Perspektiven für nachhaltige Biokraftstoffe aus heimischer Erzeugung hinarbeiten.

Auf EU-Ebene gehen die Verhandlungen um die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik und den Mehrjährigen Finanzrahmen 2021 bis 2027 in die entscheidende Phase. National wird von Bund und Ländern der GAP-Strategieplan vorbereitet. Der europäische Green Deal der neuen EU-Kommission wird für intensive agrarpolitische Diskussionen sorgen, vor allem die „Farm-to-Fork“-Strategie, die Biodiversitätsstrategie und ein geplanter Null-Schadstoff-Aktionsplan für Luft, Wasser und Boden.