Der ökologische Landbau verzichtet auf den Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel, aber nicht auf Pflanzenschutz. Im Ökolandbau ist nur eine von der EU für Ökozwecke genehmigte Auswahl naturstofflicher oder traditioneller Pflanzenschutzmittel wie beispielsweise Kupferpräparate zum Schutz vor Pflanzenkrankheiten zulässig. Dennoch geht es nicht lediglich darum, synthetische Wirkstoffe durch ein "ökologisches" Pendant zu ersetzen. Um Schädlinge und Krankheiten im Ökolandbau mit deutlich weniger Pflanzenschutzmitteln auf einem tolerierbaren Niveau zu halten, muss vielmehr das gesamte Anbausystem mit seinen vielfältigen Wechselwirkungen von Standort, Klima und pflanzenbaulichen Maßnahmen analysiert werden. Ziel ist es, dieses Anbausystem so zu gestalten, dass eine Selbstregulation zum Tragen kommen kann. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die nicht in jedem Jahr bei jeder Kulturpflanze gelingt.

Die Unkrautbekämpfung erfolgt mechanisch mit Striegel, Hacke, Bürsten und in einigen Fällen thermisch durch Abflammgeräte oder auch durch arbeitsintensive Handhacke. Digitalisierung, Robotertechnik und künstliche Intelligenz bergen großes Potenzial für die Automatisierung der aufwändigen und kostenintensiven mechanischen Arbeitsgänge, insbesondere der Handarbeit. Es werden in den kommenden Jahren deutliche Fortschritte in der Automatisierung erwartet.

Im ökologischen Landbau kann meist kein hundertprozentiger Bekämpfungserfolg im Pflanzenschutz erzielt werden. Der Befall muss aber auf ein wirtschaftlich tolerierbares Maß reduziert werden. Nicht jeder Krankheits-, Schädlings- oder Unkrautbefall ist für die Ertragsmenge bzw. Qualität der Ernteprodukte relevant. Im ökologischen Landbau steht das Vorbeugen im Vordergrund, nicht das Bekämpfen von Schaderregern oder Unkraut. Alle Kulturmaßnahmen wie Standort- und Sortenwahl, Bodenbearbeitung, Fruchtwechsel, Düngung etc. sind so zu wählen, dass sie einen Beitrag dazu liefern, die Pflanzen gesund und widerstandsfähig zu halten. Zu den vorbeugenden Maßnahmen der Fruchtfolge gehört der Wechsel zwischen Winterung und Sommerung.

Die geringe Auswahl an Pflanzenschutzmitteln und der verminderte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sollen sich günstig auf die Biodiversität auswirken, machen aber die Bekämpfung von Pilzkrankheiten in nassen Jahren oder von Insekten in trocknen Sommern oft schwierig oder manchmal sogar unmöglich. Ökolandwirte begegnen den biotischen und abiotischen Risiken durch weite Fruchtfolgen und eine breitere Diversifizierung ihrer Betriebe. Bei Kulturen wie Raps, dem Kohlanbau oder im Weinbau steht der Ökolandbau vielerorts vor der offenen Frage, wie bei widrigen Witterungsverhältnissen oder extremen Schädlingsbefall Ernten vor erheblichen Verlusten bis hin zum Totalausfall abgesichert werden können.

Foto: DBV / Zippel                                                                                                                                             Foto: LWK Niedersachsen / Mücke